Wirtschaftliche Folgen des Sturzes des Assad-Regimes auf Iran
Der Sturz des Assad-Regimes am 18. Dezember 2024 hat nicht nur politische, sondern auch tiefgreifende wirtschaftliche Auswirkungen auf die Islamische Republik Iran. Der Verlust des strategischen Einflusses in Syrien bringt der iranischen Wirtschaft erhebliche Schäden, die in mehreren Bereichen spürbar sind.
Von Jamshid Asadi
Irans Milliardeninvestitionen in Syrien, vor allem im militärischen und infrastrukturellen Bereich, waren nicht durch wirtschaftliche Effizienz motiviert, sondern durch ideologische und geopolitische Ziele. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten hatte die Islamische Republik nationale Ressourcen aufgewendet, um ihren Einfluss im Nahen Osten zu sichern und den „antizionistischen“ Kurs zu fördern. Mit dem Sturz des Assad-Regimes gingen diese Investitionen verloren. Die in Syrien aufgebauten Militärstützpunkte, Energieprojekte und religiösen Einrichtungen sind in die Hände neuer Machthaber gefallen, die nicht als Verbündete Teherans gelten. Dieser Verlust belastet die ohnehin angeschlagene iranische Wirtschaft zusätzlich, die bereits unter einer Kaufkraftkrise leidet. Laut Berichten des Internationalen Währungsfonds (IWF) schrumpfte die iranische Wirtschaft 2023 um 3,5 %, während die Inflation um 50 % anstieg.
Militärische Investitionen und deren Verlust
Von 2011 bis 2023 investierte die Islamische Republik zwischen 30 und 35 Milliarden Dollar in militärische und logistische Infrastruktur in Syrien. Dazu gehören Stützpunkte wie der Deir Ezzor-Basis und der Luftwaffenstützpunkt T-4, die nach dem Fall Assads von Gegnern des Iran übernommen wurden.
Verlust von Soft Power und religiösem Einfluss
Das iranische Regime investierte auch in religiöse Stätten in Syrien, um seinen schiitischen Einfluss auszubauen. Zwischen 2012 und 2022 wurden rund zwei Milliarden US-Dollar in den Wiederaufbau und die Renovierung schiitischer Schreine wie der „Sayedah Zainab“ und „Seyedah Ruqiyeh“ in Damaskus gesteckt. Der Verlust dieser religiösen Soft Power ist nicht nur ein ideologischer Rückschlag, sondern auch ein wirtschaftlicher, da Iran Einnahmen aus dem religiösen Tourismus verliert.
Infrastrukturprojekte und deren Gefährdung
Iranische Unternehmen, die mit der Islamischen Revolutionsgarde (IRGC) verbunden sind, investierten massiv in den Wiederaufbau Syriens, vor allem in den Bereichen Energie, Infrastruktur und Wohnbau. Diese Investitionen sind nun durch die politische Unsicherheit gefährdet. Projekte wie der Gaskorridor Iran-Irak-Syrien wurden bereits eingestellt, und auch andere Investitionen in den Wiederaufbau der Stadt Aleppo oder den Hafen von Tartus stehen auf der Kippe.
Verlust des Marktes in Syrien
Syrien war ein wichtiger Handelspartner für Iran. Der Handel erreichte 2010 mit 475 Millionen Dollar seinen Höchststand. Der Verlust des syrischen Marktes, der eine wichtige Rolle bei der Umgehung internationaler Sanktionen spielte, wird dem Iran schwer zusetzen. Besonders die Textilindustrie wird von den geänderten Handelsbedingungen betroffen sein, was zu Produktionskürzungen und weiterem wirtschaftlichen Druck führen wird.
Belastung des Bankensystems
Die Finanzierung dieser Projekte erfolgte durch iranische Banken, die nun mit dem Risiko konfrontiert sind, Milliarden von Dollar nicht zurückzuerhalten. Irans Zentralbank schätzt, dass der Verlust aufgrund der ausstehenden Kredite bis zu 3% des Bruttoinlandsprodukts ausmachen könnte.
Fazit: Eine unklare Zukunft
Der Sturz des Assad-Regimes hat der Islamischen Republik Iran nicht nur einen wichtigen geostrategischen Verbündeten genommen, sondern auch wirtschaftliche Verluste in Milliardenhöhe verursacht. Der Verlust des syrischen Marktes, der militärischen und religiösen Infrastruktur sowie die Schädigung von Wirtschaftsprojekten setzen die iranische Wirtschaft weiter unter Druck. Iran steht nun vor der Herausforderung, seine wirtschaftlichen Beziehungen neu zu definieren und sich stärker auf andere Partner wie China zu stützen. Eine mögliche Lösung könnte ein Übergang zu einer marktwirtschaftlichen Ordnung sein, die den Nahen Osten stabilisieren und den Wohlstand fördern könnte.♦
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