Amerikahass, Chomeini, Chamenei und Russland

Mohtashami kannte für seine islamisch verbrämte Feindschaft gegenüber Amerika keine Grenzen. Es galt, die Beziehung Irans zu den USA für immer und irreparabel zu ruinieren, was auch meisterhaft gelang. Leonid Shebarshin, der damalige Chef des sowjetischen Geheimdienstes in Teheran, wird später in seinem Buch „Der letzte KGB-Krieg“ wohlwollend und triumphierend notieren: „Die Besetzung der amerikanischen Botschaft war präzise durchdacht und geplant, sie führte nicht nur zur völligen Zerrüttung der iranisch-amerikanischen Beziehungen, sie gab zudem der Geistlichkeit den Anlass, alle westlich orientierten Oppositionellen zu neutralisieren. Ministerpräsident Bazargan samt seinem Kabinett wurde entmachtet, weil man ihnen vorwarf, proamerikanisch zu sein.“ 

Shebarshin galt als sowjetischer Meisterspion im Nahen Osten. Der Orientalist und hochrangige KGB-Offizier kam im Frühjahr 1979, auf dem Höhepunkt der iranischen Revolution, nach Teheran. Er hatte schon Stationen in Pakistan, Afghanistan und diversen Ländern in Südasien hinter sich. Über das sowjetische Desaster in Afghanistan wissen wir inzwischen genug, doch sein Einsatz im Iran war für seinen Herren in Moskau ein voller Erfolg. Und die Welle des Anti-Amerikanismus hatte sukzessiv eine Stufe erreicht, die dazu führte, dass Chomeini trotz seines anfänglichen Zögerns die Besetzung der US-Botschaft schließlich als „zweite Revolution“ bezeichnete. Chomeini war ein Populist par excellence.

Chamenei, der eingefleischte Amerikahasser

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verstärkte sich der Amerikahass weiter. Denn der Iran bekam einen neuen Revolutionsführer, und dieser ist ein bekennender und eingefleischter Hasser jeder westlichen Zivilisation. In den 34 Jahren, in denen Ali Chamenei seither die Geschicke Irans bestimmt, findet sich kaum eine Rede von ihm ohne eine antiwestliche Passage – ganz egal, worüber er spricht. Und er spricht viel und ist ein guter Rhetoriker. Politische und religiöse Anlässe gibt es zudem für Chameneis Auftritte genug.

Am Portal des iranischen Außenministeriums steht die Parole: „Weder Westen noch Osten - die Islamische Republik“
Am Portal des iranischen Außenministeriums steht die Parole: „Weder Westen noch Osten – die Islamische Republik“

Welche mörderischen Folgen sein wahnhafter Hass auf die USA hat, zeigte sich auf dem Höhepunkt der Coronapandemie. Als das Virus im Iran täglich Hunderte Tote forderte und alle auf den Import westlicher Impfstoffe hofften, verbot Chamenei am 8. Januar 2021 öffentlich die Einführung aller westlichen und vor allem amerikanischer Impfstoffe: „Sie wollen die Wirksamkeit ihrer Impfstoffe zunächst an anderen Nationen prüfen, bevor sie sie selbst nutzen. Unsere Verantwortlichen können die Impfstoffe woanders in sicheren Ländern besorgen.“

Doch „sichere Länder“ fanden sich nicht. Als die Zahl der Coronatoten täglich weiter stieg, sah man sich stillschweigend gezwungen, den Import westlicher Impfstoffe doch zuzulassen. Und jene fünf Rechtsanwälte und Sozialaktivisten, die gewagt hatten, eine Klage gegen Chamenei wegen unterlassener Hilfeleistung für mindesten 600.000 Tote zu erheben, wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Wie ein unauslöschliches, ewiges Bekenntnis liest man auf Chameneis Webseite:

Amerika ist Amerika: Diese Partei, jene Partei, egal, wer auch an die Macht gekommen ist, brachte uns nur Böses. Der Eine sanktioniert uns, der Andere hilft unseren Feinden. Wir aber haben keine Sorge. Mit Gottes Hilfe sind wir für jedes Ereignis, jede Konfrontation bereit.“

Chameneis strategische Tiefe

Und vorbereitet hat er sich tatsächlich sehr gut, wie man in diesen Tagen sehen kann. Die USA sind derzeit im Nahen Osten mit einem asymmetrischen Krieg mit diversen Milizen konfrontiert, der sich von Jemen über Irak, Syrien und Libanon ausgebreitet hat. Ein Krieg, dem sie mit klassischen Militärschlägen schwer beikommen können. Ali Chamenei nennt dies die „strategische Tiefe“ der Islamischen Republik. Mit Chamenei sind Russlands Interessen im Iran in sehr guten Händen. Ali Chamenei hat in zahlreichen Schriften und Reden ausführlich dargelegt, warum er Russlands Geschichte immer bewundert hat, vor allem in dem Krieg gegen Napoleon. Und was die Gegenwart angeht, sind die iranischen Drohnen im Ukraine-Krieg der eindeutige, tödliche Beweis, wie fest er an Russlands Seite steht.

Über die Zukunft muss man nicht viel debattieren, denn Putin betrachtet die Islamische Republik inzwischen als seinen gesicherten Hinterhof, den er mit allen Mitteln zu nutzen, zu bewahren und auch zu verteidigen weiß. Und all das passiert in einem Land, das am Portal seines Außenministeriums die Parole eingemeißelt hat: „Weder Westen noch Osten – die Islamische Republik“. Dies war übrigens die Hauptparole der islamischen Revolution.♦

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