Reaktionen auf die Zensur von Fußball Europameisterschaften

Fußball EM und die Präsidentschaftswahlen in Ägypten waren in den letzten Tagen zwei der wichtigsten Themen in der iranischen Internetgemeinde. Die meisten Social Meida Nutzer sind mit dem Ausgang der Wahlen in Ägypten nicht zufrieden.
 
Fußball ist ein sehr beliebter Sport im Iran und wichtige Turniere wie die Welt- und Europameisterschaft werden von vielen Iranern lebhaft verfolgt. Das von der Regierung kontrollierte Staatsfernsehen überträgt die Fußballspiele – private gibt es sowieso nicht. Aufgrund der strengen iranischen Medienvorschriften jedoch werden die Übertragungen wegen ihrer „Unvereinbarkeit mit den Werten des Islam und der Sharia“ zensiert.
Jubelszenen auf den Rängen, vor allem wenn Frauen zu sehen sind, fallen zum Beispiel der Zensur zum Opfer. Stattdessen zeigt die Regie dann Wiederholungen von Toren und Torschüssen.
Es gibt wenige InternetaktivistInnen, die sich über die Zensur aufregen. Die meisten Fußballfans im Iran schauen sich die Spiele via Satellit an und der Rest hat sich anscheinend an die Zensur gewöhnt. Also gibt es wenig Kommentare, wie die von Toufigh: „Fußball ohne Zensur ist völlig anders. Irans Sender  blenden den Lärm von den Rängen komplett aus. Sie tun so als wäre es eine freundliche Veranstaltung, und nicht ein wichtiger Wettkampf. So entsteht keine Spannung.“
Ein Kuss!

Der Kuss, der die Zensur überstand.
Der Kuss, der die Zensur überstand.

Anscheinend interessieren die meisten Internetuser die „Pannen“ des Staatsfernsehens (IRIB). Darüber machen sich viele lustig.  Eine dieser Pannen, die viele iranische Internetuser beschäftigt hat, war ein Kuss: Auf der Facebook-Seite Kal Kal Euro 2012 (Apropos Euro 2012) wurde die  Screenshot von einer Ausstrahlung des IRIB veröffentlich, auf der ein ukrainischer Mann eine Frau auf die Wange küsst.
Facebook-Nutzer Kaveh Yazdifard reagierte darauf: „Zarghami-TV (Ezatollah Zarghami ist Intendant von IRIB, d. Re.) zeigt immer Aufnahmen von ukrainischen Flaggen und Herzen, die sich die Frauen auf die Wange gemalt haben. In der letzten Ausstrahlung aber küsste jemand plötzlich die [ukrainische] Frau“. Hamed schreibt dazu:“Die Bilder zu sehen, die Zarghami- TV nicht zensieren konnte, macht mehr Spaß, als sie im  ausländischen Fernsehen zu sehen.“ Bahare M macht sich lustig über die Szene: „Ab morgen schauen alle Iraner die Spiele und hoffen, dass sich das Missgeschick wiederholt.“ Masud meint: „Wow! Vielen Dank Herr Zarghami. Im korrupten Umfeld der Euro 2012 küssen sich Mädchen und Jungen und unsere Sender zeigen es! Märtyrer [der Islamischen Revolution und des Krieges gegen den Irak, d. Re.], wir entschuldigen uns dafür.“ “
Iraner reagieren auf die ägyptischen Wahlen
Die meisten iranischen Internetnuser, die sich zu den Wahlen in Ägypten geäußert haben, zeigen sich besorgt über den Sieg der Islamisten.
Die meisten iranischen Internetnuser, die sich zu den Wahlen in Ägypten geäußert haben, zeigen sich besorgt über den Sieg der Islamisten.

Seit den Präsidentschaftswahlen am 16. und 17. Juni beschäftigt sich die iranische Netzgemeinde mit Interesse auf die Entwicklungen in Ägypten.
Viele Iraner zeigten sich besorgt über den Sieg des Kandidaten der Muslimbruderschaft, Mohamed Morsi, und äußerten Befürchtungen, wonach Ägypten sich in einen religiös fanatischen Staat verwandeln könnte.
Bahare schrieb sofort nach Bekanntgabe der Ergebnisse: „Mist, mist, mist, die Ägypter sind erledigt.“ Millad kritisiert die rücksichtslose Politik der  Muslim-Bruderschaft: „Wenn die Muslim-Bruderschaft sagt, dass, wenn sie an die Macht kommen, sie den Prozess gegen Mubarak neu eröffnen und auf die Todesstrafe zielen, dann wird klar, dass die Zukunft Ägyptens aussehen wird!“
Pejman meint, dass die Übergabe der Macht an die Islamisten keine Lösung ist: „Das ist erst der Anfang der ägyptischen Misere.“ Arash zeigte sich ebenfalls enttäuscht über das Ergebnis: „Auf Wiedersehen Ägypten“. Kapitän stimmt ihm zu: „Ägypter, in ihrer ganzen Pracht, tun das, was die Iraner vor 30 Jahren getan haben.“ Eli hofft, dass die Ägypter aus den Fehlern der Iraner lernen werden: „Für den Iran gibt es keine Hoffnung mehr, doch die Ägypter stehen gerade am Anfang.“
Transparency for Iran

Shoofer warnte die iranische Regierung über die Außenpolitik von Morsi: „Mohamed Morsi sagte, er werde sich nicht mit iranischen Diplomaten treffen, und er werde auch weiterhin die ägyptisch-israelischen Abkommen aufrechterhalten. Kann man noch deutlicher zum Ausdruck bringen, dass sie sich nicht um Euch scheren?“
Auf der anderen Seite unterstützt Bardaskan die Islamisten in Ägypten: „Ägypter haben genug von ihren Herrschern, die Knechte der USA gewesen sind. Dieses islamische erwachen hat seinen Preis.“
Masoud kritisiert die Ägypter, die die Wahlen boykottiert haben: „Es gibt eine Gruppe, die die Wahlen boykottiert hat. An diesen Fehler wird man sich erinnern. Sie hätten für Shafiq stimmen sollen.“ Nima kommentierte die Proteste gegen die Entscheidung des Obersten Militärrats, das Parlament aufzulösen und die Wahlen für ungültig zu erklären:“ Der Tahrir-Platz hat mittlerweile einen legendären Status. Egal was [im Land] passiert, die Menschen versammeln sich um zu protestieren. Ich würde wirklich gerne wissen, ob Ägypter jetzt glücklich sind? “ Ali bani verteidigt die Intervention des Militärrats: „Der Oberste Militärrat ist die Rettung des Landes.“
Nachdem beide Kandidaten (Shafiq und Morsi) sich zum Sieger erklärt hatten, schrieb Nima: „Was für ein Durcheinander in Ägypten, beide Kandidaten sagen, sie haben mit 52% der Stimmen gewonnen“. Radin macht sich lustig über das Ergebnis: „Das ist echte Demokratie: Beide Kandidaten haben gewonnen.“ Esmail zeigt sich verwirrt:“ Wenn Shafiq [aus der alten Machtelite von Mubarak] 50% der Stimmen bekommen hat bedeutet das, dass die Hälfte der Bevölkerung ihn befürwortet. Was für eine Art von Revolution ist das? Das sieht eher aus wie ein Bürgerkrieg.“
FP
Quelle: Iran Media Programm

The Iran Media Program is a collaborative network designed to enhance the understanding of Iran’s media ecology. Our goal is to strengthen a global network of Iranian media scholars and practitioners (the Iran Media Scholars Network) and to contribute to Iran’s civil society and the wider policy-making community by providing a more nuanced understanding of the role of media and the flow of information in Iran. More.