Karikaturen-Wettbewerb als Racheakt
Iranische Hardliner planen zum zweiten Mal einen Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb. In deutlich angeseheneren Wettbewerben konnten sich mehrere IranerInnen gegenüber ihrer Konkurrenz durchsetzen. Auch ein Sieger: die iranische Tourismusbranche. Kulturnachrichten aus dem Gottesstaat.
Das konservative iranische Kulturinstitut Sarcheshmeh treibt seine umstrittenen Pläne für die Ausrichtung eines Karikaturen-Wettbewerbs über den Holocaust weiter voran: 312 Cartoonisten aus 50 Ländern sollen bis zum Anmeldeschluss am 1. April den Organisatoren insgesamt 696 Zeichnungen eingereicht haben, berichten die Nachrichtenagenturen IRNA und Fars. Unter den Teilnehmenden befinden sich demnach auch Karikaturisten aus dem Iran, Deutschland, USA, Frankreich und der Türkei.
Ziel des Wettbewerbs sei das Aufzeigen der „westlichen Doppelmoral“ bei der Meinungsfreiheit, so Wettbewerbsleiter Masoud Shojaei-Tabatabaei gegenüber der Fars. Der Westen spreche von Meinungsfreiheit, wenn der islamische Prophet Mohammed durch Karikaturen beleidigt werde. Beim Thema Holocaust aber blende er die Meinungsfreiheit aus.
20 Länder haben seit Bekanntwerden der Wettbewerbspläne Einreisesperre gegen Shojaei-Tabatabaei verhängt, der bereits 2006 Leiter des ersten „Internationalen Holocaust-Karikaturen-Wettbewerbs“ in Teheran war. Der Wettbewerb wurde damals als Reaktion auf die dänischen Mohammed-Karikaturen angekündigt. Sowohl der erste als auch der diesjährige Wettbewerb werden als Aufruf zur Holocaustleugnung kritisiert. Auch einzelne iranische Intellektuelle äußerten sich kritisch. Die Karikaturen-Ausstellung soll am 9. Mai im Teheraner „Haus der Karikaturen“ beginnen und 12 Tage dauern. Dem Sieger des Wettbewerbs winkt ein Preisgeld von 24.000 US-Dollar, der zweite und dritte Platz werden mit 16.000 und 10.000 Dollar vergütet.
Über den Holocaust gab es zwischen der von moderaten Kräften dominierten Regierung des iranischen Präsidenten Hassan Rouhani und den Hardlinern im Land immer wieder heftige Debatten. Im vergangenen Jahr hatte Außenminister Javad Zarif in US-amerikanischen Medien gesagt, der Holocaust sei kein Mythos und niemand wolle ihn leugnen. Deshalb wurde er später von ultra-konservativen Abgeordneten ins Parlament einbestellt. In den Jahren zuvor hatten sowohl Irans Revolutionsführer Ayatollah Ali Khamenei wie auch der ehemalige iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad den Holocaust als Mythos bezeichnet.
Auszeichnungen für iranische Fotografen
Die iranischen Fotografen Saleh Rozati und Ako Salemi sind beim diesjährigen Sony World Photography Award, der als weltweit größter Fotowettbewerb gilt, ausgezeichnet worden. Für sich entscheiden konnte Rozati die Kategorie „Menschen“ mit seinem Foto „Don Bohlul from Isfahan“. Das Foto zeigt einen in eine traditionelle iranische Tischdecke gewickelten Mann vor der Karlskirche in Wien.
Salemi konnte sich mit seinem Foto „Fighting“ in der Kategorie „Handyfotos“ zwar nicht gegenüber den Fotografien seiner Konkurrenz an die Spitze setzen. Er landete jedoch auf den dritten Platz. Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt aus der Vogelperspektive den Kampf eines Jungen mit einem Bock.
Die Sony World Photography Awards werden seit 2008 jährlich von der World Photography Organisation in mehreren Kategorien vergeben. Sponsor ist der japanische Elektronikkonzern Sony. Die preisgekrönten Werke werden nach Bekanntgabe der Gewinner im Londoner Somerset House ausgestellt.
Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass iranische Fotografen für ihre Fotos geehrt werden. Bereits im Februar hatte Arash Khamooshi beim World-Press-Photo-Wettbewerb mit seiner Fotoreihe „Act of Forgiveness“ den dritten Platz erreicht.
Narges Abyar gewinnt in Créteil
Der Film „Ashya dar Ayeneh“ (deutsch: Objekte im Spiegel) der iranischen Regisseurin Narges Abyar ist beim 37. Internationalen Frauenfilmfestival von Crétail als bester Film des Wettbewerbs ausgezeichnet worden. Der Film handelt vom schwierigen Alltag einer verheirateten iranischen Frau, die ihr zweites Kind erwartet. Laut dem Produzenten Mohammad-Hossein Ghassemi wird der Film bald europaweit in ausgewählten Kinos zu sehen sein.
Die 45-jährige Narges Abyar hat sich im Iran vor allem als Autorin einen Namen gemacht. In jüngster Zeit wandte sie sich jedoch immer mehr dem Dokumentarfilm zu. „Ashya dar Ayaneh“ ist ihr erster Spielfilm. Er wurde neben Créteil auch bei Festivals in China, USA, Russland und Italien gezeigt und von FilmkritikerInnen überwiegend positiv bewertet. Ihr zweiter Spielfilm „Track 143“ lockte im vergangenen Jahr die drittmeisten BesucherInnen in die iranischen Kinos. Er handelt vom sehnsüchtigen Warten einer iranischen Frau, deren Sohn aus dem achtjährigen Krieg zwischen dem Irak und dem Iran nicht zurückkehrte.
Mehr ausländische TouristInnen
Laut Massoud Soltanifar, dem Leiter der Iranischen Organisation für Kulturerbe und Tourismus (ICHHTO), hat der Iran im iranischen Kalenderjahr 1393 (20. März 2014 – 20. März 2015) etwa acht Millionen ausländische TouristInnen empfangen. Das sei ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 75 Prozent, sagte Soltanifar Anfang April bei einer Pressekonferenz. Die Zahlen könnten weiter steigen, wenn der Iran und der Westen im Sommer ihren langjährigen Streit um das iranische Atomprogramm beendeten. „Wir rechnen bis zum Jahr 2025 mit jährlich 20 Millionen ausländischen TouristInnen. Um diese Zahl stemmen zu können, müssen wir jedes Jahr 20 bis 25 neue Hotels bauen“, so der ICHHTO-Chef.
Besonders der Mangel an Vier- und Fünfsternehotels sorge für Verärgerung bei Iran-BesucherInnen, sagte Soltanifar. „Wir hoffen, dass ausländische Firmen in den Hotelbau investieren, wenn die Sanktionen aufgehoben werden.“ In den vergangenen Jahren ist der Iran von ausländischen Medien zunehmend als Top-Reiseziel gehandelt worden. Das Land verfügt über 17 UNESCO-Welterbstätten.
JASHAR ERFANIAN