„Aufklärer" in Sachen Islamische Republik Iran
Subjektiv gesehen haben wir großen Einfluss. Wir bemühen uns um die Rechte der Bevölkerung. Die Wirkung kann man daran wahrnehmen, dass die Menschen sehr viel mehr um ihre Bürgerrechte bemüht sind als früher. Das Ergebnis unserer Aufklärung über die 105 Vereinbarungen des Atomabkommens wurde in den Medien des Regimes verwendet. Einige der Befürworter des Abkommens haben sogar gesagt, Banisadr veröffentlicht diese im Ausland und hier im Lande wiederholt und verbreitet man seine Meinung.
Sie sind in der Generation der Revolution bekannt. Was unternehmen Sie, um bei der jüngeren Generation des Iran bekannt zu werden?
Wir haben ein wöchentliches Fernsehprogramm und ein wöchentliches Radiointerview. Wir betreiben auch eine Webseite. Ich habe keinen objektiven Beleg dafür, aber ich denke, wenn heute an den iranischen Universitäten mehr über Bürgerrechte gesprochen wird, belegt das unsere Verbindung zu den jüngeren Generationen im Iran.
Meine Frage bezieht sich darauf, ob jüngere Menschen zu ihren Zuhörern gehören?
In letzter Zeit sieht man mehr junge Menschen bei unseren Veranstaltungen. Das zeigt, dass sie sich interessieren. Allerdings muss man sagen, wenn diese jungen Menschen aus der geschlossenen Gesellschaft des Iran hierher kommen, sind sie oft zunächst angewidert von Politik. Deshalb sind wir auch mit wenig Teilnahme zufrieden.
Welche Reaktionen hat Ihre Arbeit bei den Iranern hervorgerufen?
Wir machen Meinungsumfragen, wissenschaftliche Umfragen, die heimlich in verschiedenen Städten im Iran durchgeführt werden. Dabei stellt sich heraus, dass die Reaktionen positiv sind. Es gibt eine allgemeine Akzeptanz für meine Aufklärung.
Was ist das Wichtigste, das Sie bisher geschafft haben?
Ich denke, dass Gedankenaustausch sehr wichtig ist. Vier Fünftel meines Lebens habe ich damit verbracht, den Menschen die Bedeutung von Unabhängigkeit und Freiheit zu erklären. Menschen brauchen Leitgedanken, um sich von der Macht der Herrscher zu befreien. Im Iran haben wir eine lange Geschichte der Unterdrückung. Egal, wie sehr wir uns bemühen, es muss mehr getan werden. Die wichtigste Arbeit heute im Iran ist, stets Leitgedanken über das Thema Unabhängigkeit und Freiheit zu verbreiten.
Gibt es immer noch Drohungen gegen Sie?
Drohungen gab es immer und sie haben nie aufgehört. Kein Tag vergeht, ohne dass die Medien im Iran etwas gegen mich schreiben. Über echte Lebensbedrohungen, die wirklich ernst gemeint sind, werden wir durch Freunde informiert. Sollte eine ernsthafte Gefahr drohen, können wir die Polizei benachrichtigen.
Haben Sie noch Bodyguards?
Früher habe ich das gehabt, aber es hat sich geändert. Die Polizei beschützt mich trotzdem.
Was erhoffen Sie für sich und für die junge iranische Gesellschaft?
Der Iran ist gefährdet, sowohl wirtschaftlich als auch politisch: gefährdet in seiner Unabhängigkeit und Freiheit. Die Natur und die Umwelt im Iran sind dabei, sich in eine Wüste zu verwandeln. Ich wünsche, dass die IranerInnen sich mehr als je zuvor für ihre Bürgerrechte stark machen.
Interview: Mahindokht Mesbah
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**Mit Khomenismus meint Banisadr die Politik der Islamischen Republik bis zum Tode des Revolutionsführers Khomeini, mit „Reaganismus“ die Politik des ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan.
***Oktober-Surprise: Der Kompromiss zwischen der Republikanischen Partei in den USA und den Iran um die Beendigung der Geiselnahme in der amerikanischen Botschaft in Teheran zugunsten der Präsidentschaft von Ronald Reagan.
****Die Iran-Contra-Affäre, die man auch als Mcfarlane-Affair oder Iran-Gate bezeichnet, beschreibt den Waffenhandel zwischen Iran, USA und Israel. (20. August 1985 – 4.März 1987). Die USA bemühte sich, mit iranischem Einfluss die amerikanischen Geiseln im Libanon zu befreien und im Gegenzug trotz Sanktionen, die gegen den Iran bestanden, diesem militärische Ausrüstung zur Verfügung zu stellen.