Filmemacher soll sein Werk zensieren

Wieder ist die Kultur zum Schlachtfeld konservativer und moderater Kräfte um die Vorherrschaft im Iran geworden. Ein kritischer Film wird endgültig von den Leinwänden verbannt. Freuen können sich dagegen diejenigen, die die antike Stadt Susa als Welterbe anerkannt sehen möchten – und die iranischen Fans von Computerspielen. Kulturnachrichten aus der Islamischen Republik.

Nach Monaten der Auseinanderersetzung mit konservativen Kulturkämpfern hat das iranische Kulturministerium nun endgültig entschieden, dass der gesellschaftskritische Film „Man Assabani nistam“ („Ich bin nicht wütend“) des iranischen Regisseurs Reza Dormishian nicht ins reguläre Programm der iranischen Kinos aufgenommen werden darf. Dormishian sei nicht bereit gewesen, in ausreichendem Umfang Veränderungen an seinem Werk vorzunehmen. Kulturminister Ali Jannati sei „immer noch nicht zufrieden“ und da der Film nicht den Zulassungskriterien des Ministeriums entspreche, könne er keine Freigabe erhalten, „obwohl von dem Film weder für den Staat noch für die Gesellschaft eine Gefahr ausgeht“, so Hossein Nushabadi, Jannatis Sprecher, in der Zeitung Shargh. Manche politische Beobachter vermuten, dass die Entscheidung des als moderat geltenden Ministers auf Druck konservativer Kräfte erfolgte.
Seit dem Amtsantritt des moderaten Staatspräsidenten Hassan Rouhani im August 2013 herrscht ein Machtkampf zwischen reformorientierten, moderaten Kräften und konservativen Hardlinern, die dem geistlichen Oberhaupt der Islamischen Republik, Ayatollah Ali Khamenei, nahestehen und eine gesellschaftliche und kulturelle Öffnung ablehnen. Sie fordern seit Monaten das Verbot mehrerer Filme, die ihrer Auffassung nach islamische Werte verunglimpfen und die Massenproteste der Grünen Bewegung gegen den vermeintlichen Wahlbetrug des konservativen Lagers im Jahre 2009 verherrlichen. Besonders Dormishians Film zog den Zorn konservativer Kritiker auf sich. Er wurde im Februar beim 32. Internationalen Fajr-Filmfestival in Teheran uraufgeführt und zeitgleich in anderen iranischen Kinos gezeigt. „Man Assabani nistam“ kam beim Publikum so gut an, dass viele Kinos Sondervorführungen organisierten. Konservative Proteste bewirkten jedoch bereits damals den Stopp dieser Sondervorstellungen.
„IRIB muss Minderheiten respektieren“

Molavi Abdolhamid, religiöser Führer von Belutschen hat im Vorfeld seine Anhänger dazu aufgerufen, selbst zu entscheiden. Er habe keinen Favoriten unter den Kandidaten.
Molavi Abdolhamid verlangt  nach mehr Achtung für die Minderheiten im staatlichen Rundfunk

Mowlawi Abdolhamid, der sunnitische Imam von Zahedan, der Hauptstadt der ostiranischen Provinz Belutschistan, hat Mohammad Sarafraz, den neuen Intendanten des iranischen Staatsrundfunks IRIB, aufgefordert, die Bedürfnisse ethnischer und religiöser Minderheiten im TV- und Radioprogramm zu respektieren. So solle IRIB in Regionen mit hoher Anzahl sunnitischer Muslime sunnitische Gebetsrufe ausstrahlen, so Abdolhamid in seinem Schreiben an den Intendanten. „Darüber hinaus muss IRIB damit beginnen, Radio- und Fernsehprogramme in regionalen Sprachen und Dialekten zu senden“, heißt es in dem Brief weiter.
IRIB sendet derzeit mehr als 20 Radio– und 16 TV-Programme, die im Iran zu empfangen sind, zudem 16 regionale Fernsehprogramme. Außerdem hat der Sender zehn zum Teil fremdsprachige TV-Programme, die über Satelliten ins Ausland gesendet werden.
Sarafraz, der seit Anfang November im Amt ist, hat bereits angekündigt, in der Programmgestaltung verstärkt auf die Wünsche der FernsehzuschauerInnen Rücksicht nehmen zu wollen, damit sich die IranerInnen von den beliebten ausländischen Satellitenprogrammen wieder den nationalen Kanälen zuwendeten.
Susa bald UNESCO-Weltkulturerbe?
Die antike iranische Stadt Susa (Shoosh) hat gute Chancen, im kommenden Jahr in die Liste der Weltkulturerbestätten aufgenommen zu werden. Zur Begutachtung der historischen Anlagen sind mit Esther Kuische-Laroche und Qian Tang Anfang November bereits zwei UNESCO-VertreterInnen in die Westprovinz Khuzestan gereist. Zugleich bemühe sich der Iran intensiv darum, seine „Hausaufgaben“ zu machen, damit Susa anerkannt werde, sagte ein Sprecher der Iranischen Organisation für Kulturerbe, Handwerk und Tourismus der Cultural Heritage News Agency. So ist seit vergangenem Juni der Chicagoer Archäologe Abdolmajid Arfaei vor Ort damit beschäftigt, Hunderte von Inschriften zu übersetzen, von denen einige mehr als 4.000 Jahre alt sind.
Die Burg von Shoosh
Die Burg von Shoosh

Die altiranische Stadt Susa ist eines der ältesten durchgehend besiedelten urbanen Zentren der Welt. Vom dritten bis zum ersten Jahrtausend v. Chr. war Susa mit kurzen Unterbrechungen Hauptstadt des Reiches von Elam und blieb auch nach dessen Untergang eine bedeutende Metropole. So wurde sie später unter der Herrschaft der persischen Achämenidenkönige zu einer der Residenzstädte des Reiches aufgebaut.
Sollte Susa 2015 tatsächlich vom Welterbekomitee anerkannt werden, wäre sie bereits die 18. Stätte im Iran, die von der UNESCO den Status Welterbe erhält.
Iran will Computerspiele-Markt erobern

Der Iran hat laut Hassan Karimi-Ghoddusi, dem stellvertretenden Leiter der dem Kulturministerium unterstehendem Iran Computer & Video Games Foundation, die Absicht, zu einem der weltweit größten Computerspiele-Produzenten zu wachsen. „Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es jedoch einiger Reformen innerhalb der Computerspiele-Industrie“, zitiert die Nachrichtenagentur Mehr News Karimi-Ghoddusi. Zwar sei der Iran auf diesem Gebiet im Nahen Osten bereits führend, dennoch könne der Zustand der Branche nicht als „voll zufriedenstellend“ bezeichnet werden. Karimi-Ghoddusi bemängelt das Fehlen von Computerspiele-Magazinen und Websites, die NutzerInnen über die Spiele informieren könnten. Auch würden iranische Computerspiele, trotz der „hohen Qualität“ der Produkte, zu einem Spottpreis verkauft. Problematisch sei auch, dass in iranischen Medien Computerspiele „kein Thema“ seien. „Obwohl Computerspiele starke Kulturträger sind, werden sie in den Medien nicht als solche wahrgenommen, was dazu führt, dass unsere Branche nur langsam Fortschritte macht“, so Karimi-Ghoddusi.
Der Iran hat geschätzte 20 Millionen „Gamer“. Iranische Computerspiele-Produzenten haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Spiele entwickelt, die im Iran großen Absatz gefunden und auch bei internationalen Computerspiele-Messen wie der Gamescom für Aufsehen gesorgt haben. Den letzten großen Erfolg feierten iranische Computerspiel-Entwickler bei der Game Connection 2014, die im Oktober in Paris stattfand. Dort wurde das Spiel Parvaneh (Schmetterling) als eines der weltweit besten Computerspiele des Jahres ausgezeichnet.
  JASHAR ERFANIAN