Uni-Präsident wegen Hijab der Studentinnen entlassen

Nach der Abschlussfeier der Sharif University of Technology auf der iranischen Insel Kish wurde nun auch der Präsident der angesehenen Hochschule, Reza Jalili, entlassen. Videos der Feier am 16. November in sozialen Medien hatten gezeigt, dass dabei viele weibliche Studierende in Abschlusskleidung und -kappe, aber ohne obligatorisches Kopftuch anwesend waren. Offiziellen Angaben zu folge hatte Mustafa Rostami, der Repräsentant des Obersten Führers in den Universitäten, die Zeremonie kurz vor dem Erscheinen der Studentinnen ohne Kopftücher den Saal verlassen. 

Nachrichtenseiten, die den Studierenden nahestehen, hatten zunächst berichtet, dass Ali Salek Ghaffari, Präsident des Kish-Campus der Sharif-Universität, „zum Rücktritt gezwungen“ worden sei, nachdem die Ministerien für Wissenschaft und Information mit Sanktionen gedroht hätten. Laut dem Bericht der Nachrichtenagentur Mehr hat der Minister für Wissenschaften, Mohammad Ali Zolfigol, nun auch den bisherigen Präsidenten der gesamten Sharif-Hochschule, Reza Jalili, von dieser Position entfernt und Abbas Mousavi als neuen kommissarischen Leiter der Universität vorgestellt. In einem Schreiben des Wissenschaftsministers an den neuen kommissarischen Leiter heißt es, dass von ihm erwartet werde, „durch Befolgung islamischer Lehren einen transformatorischen und lösungsorientierten Ansatz zu verfolgen, um die Verwirklichung einer modernen islamischen Zivilisation voranzutreiben“. Berichten zufolge hat Abbas Mousavi einen Abschluss in Chemie und war unter anderem Leiter des Biochemie-Forschungszentrums der Sharif University.

Der Telegram-Kanal „Sharif Today“, der von Student*innen der Universität betrieben wird, schrieb in einem Bericht über die Reaktion der Regierungsbehörden: „Angelegenheiten von weitaus größerer Bedeutung und Priorität werden niemals durch solche schnellen und schlagartigen Konsequenzen gelöst.“ Seit den Protesten nach dem Tod von Jina Mahsa Amini auf einer Wache der Sittenpolizei im vergangenen Jahr protestieren viele insbesondere weibliche Studierende öffentlich gegen das obligatorische Kopftuch.

Reza Jalili wurde am 7. März 2012 auf Anordnung von Ayatollah Khamenei als Mitglied in den Obersten Rat für Cyberspace ernannt und wird mittlerweile als einer der Organisatoren der digitalen Unterdrückung im Iran bezeichnet, weshalb er auch von den USA sanktioniert wurde.

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