Spekulationen über Opferzahlen

Der nationale Sicherheitsrat des Iran hat am Montag einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters über 1.500 Opfer bei den jüngsten Unruhen im Iran als „völlig wertlos“ bezeichnet. Auch andere Zahlenangaben weist das iranische Regime als „substanzlos“ zurück. Fünf Wochen nach den Unruhen im Iran gibt es nach wie vor keine offiziellen Angaben über die Anzahl der getöteten und inhaftierten Demonstrant*innen.

Reuters habe „gemäß eines vorgegebenen Plans psychologischer Operationen eine Reihe von Behauptungen“ zusammengestellt, erklärte der Leiter des Kommunikationszentrums des nationalen Sicherheitsrates des Iran, Alireza Zarifian Yeganeh. Das sei „ein schwerwiegender Verlust der ohnehin angekratzten Glaubwürdigkeit der Nachrichtenagentur“.

Die Nachrichtenagentur Reuters hatte am Montag berichtet, dass bei den knapp zweiwöchigen Unruhen im November im Iran etwa 1.500 Menschen getötet worden seien – darunter mindestens 17 Teenager und rund 400 Frauen wie auch Sicherheitskräfte und Polizisten. Laut Reuters soll der oberste Führer des Landes, Ali Khamenei, den Sicherheits- und Regierungsbeamten befohlen haben, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Demonstranten aufzuhalten. „Drei Quellen aus der Nähe des inneren Kreises des Obersten Führers“ sollen dies bestätigt haben, so Reuters.

Die von Reuters veröffentlichte Opferzahl liegt deutlich höher als die der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, die vergangene Woche von mindestens 304 getöteten Demonstrant*innen gesprochen hatte. In der persischsprachigen Webcommunity ist von „mehreren Tausend“ Getöteten die Rede.

Auch diese Angaben werden von der Islamischen Republik zurückgewiesen. „Wer im Ausland ist, hat glücklicherweise keinen Zugang zu Informationen und Zahlen. Ihre Angaben sind allesamt ungültig“, sagte der iranische Generalstaatsanwalt Mohammad Jafar Montazeri Ende November. Auch die Anzahl der bei den Unruhen Inhaftierten ist bislang unklar.

Die Opferzahlen dürften jedoch hoch sein. Der Leiter des Kommunikationszentrums des nationalen Sicherheitsrates des Iran, Alireza Zarifian Yeganeh, hatte vergangene Woche der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim gesagt, dass ein Team bereits seit einiger Zeit damit beschäftigt sei, die Umstände individuell und detailliert aufzuklären.

In den offiziellen Stellungnahmen über Opfer und Inhaftierte ist bislang hauptsächlich von drei Kategorien die Rede: „normalen Demonstranten“, „Passanten und Zuschauern“ und „Aufrührern“.

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