Sicherheitsbehörden setzen Cast und Crew von Panahis neuem Film unter Druck

Laut dem iranischen Regisseur Jafar Panahi üben iranische Sicherheitsbehörden verstärkt Druck auf sein Team und ihn aus, seit sein neuer Film „Ein einfacher Unfall“ für das Filmfestival von Cannes ausgewählt wurde. Zwei Teammitglieder seien bereits zu Verhören vorgeladen worden.

Bei einer Pressekonferenz in Cannes am Mittwoch, dem 21. Mai, erklärte Panahi, dass diese Repressionen insbesondere in den zwei Wochen nach der Bekanntgabe der Festivalteilnahme massiv zugenommen hätten. Panahis neuer Film „Ein einfacher Unfall“ porträtiert dem Regisseur zufolge politische Gefangene und deren Folterer in einem teils düsteren, teils satirischen Stil. Der Film wurde heimlich gedreht und basiert auf eigenen Gefängniserfahrungen des Regisseurs. Panahi ist seit 2010 mit einem 20-jährigen Berufsverbot belegt, das er regelmäßig missachtet.

Nach eigenen Angaben wurde das Filmteam während der Dreharbeiten von Sicherheitskräften in Zivil überfallen. Etwa 15 Beamte hätten nachts einen Drehort durchsucht und stundenlang nach Filmmaterial gefahndet. Panahi zufolge war er selbst dem Zugriff knapp entgangen, weil er kurz zuvor mit dem Kameramann und den Hauptdarstellern das Set verlassen und das Material in Sicherheit gebracht hatte.

Die Schauspielerin Hadis Pakbaten, die in dem Film eine junge Braut spielt, bestätigte, dass sie verhört und bedroht wurde. Sie sprach von einer „erschreckenden“ Erfahrung, insbesondere weil sie jung sei und sich um ihre Familie sorge. Panahi selbst erklärte: „Der Druck auf das Team war enorm. Doch wir wussten, dass der Film in Cannes ist – ab diesem Moment konnten sie nichts mehr tun.“

Die Geschichte des Films ist inspiriert von Panahis eigenen Haftzeiten, zuletzt fast sieben Monate zwischen 2022 und 2023. In der Handlung begegnet eine Gruppe von ehemaligen Gefangenen zufällig einem Mann, von dem sie glauben, dass er sie gefoltert hat. Der Film stellt damit moralische Fragen in einem repressiven System und kritisiert offen das staatliche Gewaltmonopol in der Islamischen Republik Iran.

„Ein einfacher Unfall“ wurde ohne Genehmigung gedreht und gilt als einer der Favoriten auf den Hauptpreis in Cannes. Trotz drohender Strafverfolgung bestätigten Panahi und sein Ensemble, dass sie nach dem Festival nach Teheran zurückkehren würden. Der Film, in dem auch Vahid Mobseri, Maryam Afshari und Ebrahim Azizi mitspielen, soll laut französischen Medien im Herbst 2025 in europäischen Kinos anlaufen.

Foto: Jafar Panahi Productions Les Films Pelleas