Schließung einer EBook-Plattform nach Foto ohne Kopftuch

Iran hat eine EBook-Plattform wegen Verstößen gegen die Hijab-Regeln offline gestellt.

Die Online-Plattform Taaghche ist einer der beliebtesten Dienste zum Kaufen und Lesen elektronischer Bücher und Zeitschriften im Iran. Seit einigen Wochen wird ein Foto in den sozialen Medien verbreitet, auf dem weibliche Angestellte der Firma, der die Plattform gehört, ohne Kopftücher zu sehen sind. Seitdem fordern die iranischen Hardliner und die staatlichen Medien, gegen die Plattform juristisch vorzugehen.

Am 31. Juli hat das Ministerium für Islamische Führung und Kultur, das unter anderem für Zensur zuständig ist, in einer Presseerklärung behauptet, dass Taaghche bisher die nötigen Genehmigungen für seine Arbeit nicht beantragt habe. Die App steht dem Markt allerdings bereits seit 2013 zur Verfügung, ohne dass das Ministerium oder andere Regierungsstellen dies bislang bemängelten.

Nach der Veröffentlichung dieser Erklärung des Ministeriums publizierten dann allerdings einige Medien die Genehmigung der Plattform, die demnach auf der Website des Ministeriums für islamische Führung und Kultur selbst verfügbar war. In den sozialen Medien kritisieren Nutzer*innen daraufhin, dass das Ministerium seine eigene Genehmigung nicht anerkenne. Es ist daher davon auszugehen, dass die Schließung der Plattform nichts mit der Betriebsgenehmigung zu tun hat, sondern mit dem Foto, das ihre Angestellten ohne obligatorischen Hijab zeigt.

Taaghche ist bereits das zweite Tech-Unternehmen, das wegen Verstößen gegen die Hijab-Regeln geschlossen wird. Bereits am 24. Juli wurde das Büro von Digikala, dem iranischen Pendant von Amazon, durch die Polizei geschlossen, ebenfalls, nachdem ein Foto von Mitarbeiterinnen ohne Hijab veröffentlicht worden war.

Nach der Niederschlagung der Proteste gegen die Kopftuch-Pflicht im Iran im vergangenen Jahr erhöht das islamische Regime den Druck auf Frauen immer weiter. Letzte Woche wurde der Entwurf des neuen Hijab-Gesetzes der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit dem verschärften Gesetz sollen Frauen, die sich nicht an die Bekleidungsvorschriften halten, künftig noch härter bestraft werden. 

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