Ex-Journalist zum Tode verurteilt

Der iranische Regimekritiker und Gründer eines regimekritischen Kanals auf dem Messengerdienst Telegram, Roohollah Zam, ist zum Tode verurteilt worden. Das Teheraner Revolutionsgericht habe ihn der „Verbreitung der Verderbnis auf Erden“ für schuldig befunden, erklärte Justizsprecher Gholamhossein Esmailie am Dienstag. Gegen das Urteil könne Berufung eingelegt werden.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen äußerte sich bestürzt über das Urteil. „Dieses unmenschliche und inakzeptable Urteil muss gekippt werden“, twitterte RoG am Dienstag.

Seit vergangenem Februar stand Zam vor Gericht. Er hatte seine Aktivitäten stets als journalistisch bezeichnet und Vorwürfe zurückgewiesen. Auch „Kooperation mit feindlichen Geheimdienstorganisationen“ gehörte zu den Vorwürfen gegen ihn.

Die iranische Revolutionsgarde hatte im vergangenen Oktober die Festnahme von Roohollah Zam mitgeteilt, ohne Ort und Zeit der Inhaftierung bekanntzugeben. Offiziellen Angaben zufolge wurde der bis dato in Paris ansässige Regimekritiker in einer „komplizierten Geheimdienstoperation“ von iranischen Agenten angelockt und dann verhaftet. Bekannte von Zam erklärten nach der Inhaftierung, dass er nach einer Reise in den Irak verschwunden sei. Die genauen Umstände sind jedoch bislang nicht vollständig geklärt.

Der 46-jährige Ex-Journalist ist der Sohn des bekannten iranischen Geistlichen und Reformers Mohammad-Ali Zam. Er war nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen im Iran im Jahr 2009 festgenommen worden und nach seiner Freilassung nach Frankreich geflüchtet.

2015 gründete Zam auf Telegram einen Kanal namens Amadnews, der später in Seday-e Mardom, auf Deutsch „Stimme des Volkes“, umbenannt wurde. Zam spielte eine bedeutende Rolle bei der Berichterstattung über die Proteste gegen das iranische Regime im Dezember 2017. Sein Kanal berichtete auch immer wieder über Korruptionsfälle im Land. Der von ihm gegründete Telegram-Kanal hatte bei Zams Festnahme mehr als zwei Millionen Abonnenten.

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