Nasrin Sotoudeh erneut vor Gericht

Die seit 9 Monaten inhaftierte prominente Rechtsanwältin und Menschenrechtlerin Nasrin Sotoudeh ist heute erneut vor Gericht erschienen. Eher als das Ergebnis der Verhandlung, das vertagt wurde, sorgten emotionsgeladene Bilder der Achtundvierzigjährigen vor dem Verhandlungsgebäude für Aufsehen.Am gestrigen Verhandlungstermin vor der Anwaltskammer sollte die Aufhebung von Sotoudehs Zulassung als Anwältin verhandelt werden; das Urteil wurde allerdings vertagt. Sotoudeh war im September 2010 mit dem Vorwurf der „Agitation gegen die nationale Sicherheit“ zu elf Jahren Haft und 20 Jahren Berufsverbot verurteilt worden, und ist seit über neun Monaten im Gefängnis.

Nasrin Sotoudeh erneut vor Gericht
Nasrin Sotoudeh erneut vor Gericht

 

Sotoudeh vertrat als Anwältin mehrere prominente Dissidenten wie die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi oder den Journalisten Isaa Saharkhiz. Als Frauenrechtlerin war sie bei der One-Million-Signatures-Kampagne aktiv und vertrat ebenfalls mehrere verhaftete Aktivistinnen der Frauenrechte vor Gericht.

Sie hatte sich in den letzten Jahren besonders auch für die Rechte von Kindern und gegen die Hinrichtung Minderjähriger eingesetzt. Sie ist Trägerin zahlreicher internationaler Menschenrechtspreise. Für ihre publizistische Tätigkeit verlieh ihr das amerikanische PEN-Zentrum seinen diesjährigen Friedenspreis.

Sotoudeh hatte seit neun Monaten ihren Mann und ihre Kinder nicht sehen dürfen. Für Aufsehen sorgten ihre heimlich hinausgeschmuggelten Briefe, die sie teilweise auf Taschentüchern notiert hatte.

Juristische Instanzen hatten die Anwaltskammer gedrängt, Sotoudehs Zulassung aufzuheben. Einige anwesende Anwälte waren der Meinung, dass das Einschreiten der Anwaltskammer als Verteidigung der Unabhängigkeit des Berufsstandes anzusehen ist. Sie äußerten die Hoffnung, dass in diesen „historischen Zeiten“ eine Entscheidung auf Grundlage dieser Verteidigung getroffen würde.

Soutudeh wurde am Sonntag mit Handschellen vorgeführt, hatte aber sowohl vor Gericht, wie auch in einem Brief an ihren Ehemann gesagt, dass sie, ob mit oder ohne Zulassung, die ungerechten Urteile gegen ihre Mandanten beanstande: „Protest gegen ungerechte Urteile bedarf keiner Anwaltszulassung.“

Sie hatte weiter ausgeführt: „Auch wenn das Regime meine Anwaltszulassung kassiert, meine Selbstachtung kann es mir durch kein Urteil nehmen.

Zurzeit sind 32 weibliche politische Gefangene des Ewin-Gefängnisses in der sogenannten „Methadon“ Quarantäne-Abteilung auf einer Fläche von etwa 40-50 Quadratmetern untergebracht. Aus Platzmangel, so Sotoudeh laut ihrem Mann, müssten einige der Frauen auf dem Boden schlafen. In gemeinsamen Erklärungen haben die Insassinnen bereits mehrfach über schlechte Haftbedingungen bzw. Folter- und Vergewaltigungsandrohungen zur Erzwingung von Geständnissen geklagt.

 

Nasrin Sotoudeh und ihr Ehemann Reza Khandan

 

Nasrin Sotoudeh und ihr Ehemann Reza Khandan