Moderatorin wegen des Worts „Tanz“ vom Bildschirm verbannt

Rosita Ghobadi hat Spekulationen über ihre Entlassung als Moderatorin beim staatlichen iranischen Fernsehen bestätigt. Dass sie nicht mehr moderieren dürfe, sei ein Zeichen der Verantwortungslosigkeit einiger Funktionäre im Bereich der Kultur, schrieb die 35-Jährige auf Instagram.

Ghobadi moderierte bis vor etwa vier Wochen eine tägliche Sendung. In ihrer Sendung vom 20. Dezember hatte ein Experte den Zuschauer*innen Tanzen als mögliches Hilfsmittel gegen den Stress in der Coronazeit empfohlen. In der Sendung ging es um die längste Nacht des Jahres, die Wintersonnwende, die im Iran als Yalda-Nacht traditionell im Kreis der Familie gefeiert wird.

Ghobadi hatte sofort versucht, von dem Wort „Tanz“ abzulenken und sich in der Sendung am Folgetag für dessen Verwendung entschuldigt: Es entspreche nicht „der Würde der Zuschauer*innen“. Trotzdem verschwand sie seitdem vom Bildschirm.

Ghobadi sei nicht entlassen, sondern nur „ermahnt“ worden, zitierte die Nachrichtenagentur des iranischen Rundfunks, Young Journalist Club, den Produzenten der Sendung, Ali-Akbar Karimi, am Dienstag. Nach dem „Skandal“ habe man beschlossen, dass sie sich zwei Wochen lang „ausruhen“ solle. Ghobadi werde bald wieder zu sehen sein, so Karimi.

Die Politik des staatlichen Rundfunks im Iran wird von den konservativsten Flügeln der Islamischen Republik bestimmt. Im Fernsehen werden etwa keine Musikinstrumente gezeigt. Der Ausschluss von Moderator*innen oder Gästen aufgrund kleinster Abweichungen von der offiziellen Politik ist keine Seltenheit. Der staatliche Rundfunk diene ausschließlich der Propaganda des islamischen Regimes und spreche nicht die Mehrheit der Gesellschaft an, monieren deshalb Kritiker.

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