„Mädchen vom Stadion“ gegen Kaution frei
Sechs Frauen, die verhaftet worden waren, weil sie versucht hatten, ins Teheraner Fußballstadion zu gelangen, sind am Samstag gegen Kaution wieder freigelassen worden. Sie waren am vergangenen Montag von der Revolutionsgarde festgenommen worden. In den sozialen Netzwerken werden sie als „Mädchen vom Stadion“ bezeichnet.
Eine der Frauen ist die Fotografin Forough Alaei, die unter anderem für eine Teheraner Tageszeitung arbeitet. Sie war im April für ihre Fotoserie „Crying for Freedom“ („Weinen für die Freiheit“) mit dem World Press Photo Award 2019 ausgezeichnet worden.
In den vergangenen Monaten sind im Internet immer wieder Bilder junger Iranerinnen veröffentlicht worden, denen es als Männer verkleidet gelungen war, in das Fußballstadion zu gelangen.
Sollte das Stadionverbot für Frauen fortbestehen, droht dem iranischen Fußballverband der Ausschluss von der Fußballweltmeisterschaft 2022. Druck kommt jedoch nicht nur vom Weltfußballverband FIFA. Die Aufhebung des Verbots hat sich neben dem Protest gegen den Kopftuchzwang zu einer der zentralen Forderungen vieler iranischer Frauen entwickelt.
Der iranische Staatspräsident Hassan Rouhani hatte in seinen beiden Wahlkämpfen 2013 und 2017 versprochen, sich für die Aufhebung des Stadionverbots für Frauen einzusetzen.
Der Chef des Nationalen Olympischen Komitees des Irans, Reza Salehi Amiri, bezeichnete das Stadionverbot für Frauen am Samstag als „Demütigung der Hälfte der Gesellschaft“ und forderte eine „konstruktive Beratung“ mit der iranischen Geistlichkeit. Diese lehnt die Anwesenheit von Frauen in der „männlichen Atmosphäre“ der Fußballstadien ab. Bei anderen Sportarten wie Volleyball oder Basketball ist die Anwesenheit von Frauen dagegen nicht unüblich. (ia)