Iranischer Aktivist begeht Suizid aus Protest gegen Verhaftungen
Der iranische politische Aktivist Kianoush Sanjari hat am Mittwoch Suizid begangen, um damit gegen die wiederholten Verhaftungen und Inhaftierungen von politischen Aktivist*innen in Iran zu protestieren. Stunden vor seinem Tod veröffentlichte Sanjari auf der Plattform X (ehemals Twitter) mehrere Nachrichten, in denen er seinen Entschluss ankündigte und die Freilassung von politischen Gefangenen wie Fatemeh Sepehri, Nasrin Shakerami, Toumaj Salehi und Arsham Rezaei forderte.
In einer seiner letzten Botschaften schrieb Sanjari:
„Niemand sollte wegen seiner Meinungsäußerung inhaftiert werden. Das Recht auf Protest ist ein grundlegendes Recht. Mein Leben endet nach diesem Tweet, aber wir kämpfen für die Liebe zum Leben, nicht für den Tod.“
الوعده وفا.
هیچ کس نباید به خاطر بیان عقایدش زندانی شود. اعتراض حق هر شهروند ایرانیست.
زندگی من پس از این توییت به پایان خواهد رسید اما فراموش نکنیم که ما برای عشق به زندگی جان داده و میدهیم، و نه مرگ.
آرزومندم روزی ایرانیان بیدار و بر بردگی چیره شوند.
پاینده ایران
— Kianoosh Sanjari (@Sanjaribaf) November 13, 2024
Ein Leben zwischen Aktivismus und Repression
Kianoush Sanjari wurde 1980 in Teheran geboren und begann früh mit politischem Aktivismus. Mitte der 2000er Jahre floh er nach Norwegen und später in die USA, wo er als Journalist unter anderem für den persischsprachigen Dienst von Voice of America arbeitete. 2016 kehrte er nach Iran zurück, um sich um seine kranke Mutter zu kümmern. Dort wurde er erneut verhaftet und zu einer elfjährigen Haftstrafe verurteilt, von der er drei Jahre verbüßte.
Nach seiner Freilassung 2021 enthüllte Sanjari, dass er während seiner Haft wiederholt gefoltert und zwangsweise in einer psychiatrischen Klinik mit Elektroschocks behandelt worden war. „Neun Mal wurde ich unter Zwang einer Elektroschock-Therapie unterzogen“, sagte er in einem Interview.
Reaktionen auf den Suizid
Menschenrechtsaktivist*innen und politische Beobachter*innen äußerten sich erschüttert über Sanjaris Tod. In sozialen Netzwerken wird sein Suizid als tragisches Symbol für die systematische Unterdrückung in Iran gewertet. Sanjari hatte betont, dass sein Protest keine Verzweiflungstat sei, sondern ein Akt des Widerstands gegen das Regime.
Wenn Sie Suizid-Gedanken plagen, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge im Internet oder über die kostenlose Hotlines 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 oder 116 123. Die Deutsche Depressionshilfe ist in der Woche tagsüber unter 0800 / 33 44 533 zu erreichen.
Foto: Courtesy Image
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