Dutzende afghanische Geflüchtete getötet
Berichten persischsprachiger Medien und von Aktivist:innen sozialer Netzwerke zufolge sollen mehrere Afghan:innen getötet worden sein, die am 13. Oktober illegal nach Iran einreisen wollten. Laut Radio Farda seien mehrere Menschen durch Minenexplosion und gezielte Schüsse der iranischen Grenzsoldaten getötet oder verletzt worden. Die Plattform Haalvsh, die sich auf Nachrichten aus den Grenzregionen zu Afghanistan spezialisiert hat, zitierte Augenzeugen, die von mindestens 240 Toten berichtet hätten. Demnach sollen etwa 300 Geflüchtete die Grenze überquert und dabei in die Schusslinie der iranischen Grenzsoldaten geraten sein. Nur 60 Menschen sollen den Angriff überlebt haben.
Mohammad Farid Hamidi, der ehemalige Generalstaatsanwalt Afghanistans, bezeichnete in einem Beitrag auf X das Vorgehen der Sicherheitskräfte als „vorsätzliche Tötung“ und Beispiel für „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Er rief die Vereinten Nationen auf, in dieser Angelegenheit aktiv zu werden. Die Geflüchteten seien den gefährlichen Weg ins Nachbarland in der Hoffnung gegangen, einen „sicheren Ort und Schutz vor Lebensbedrohungen“ zu finden.
In den vergangenen Monaten hat der Druck der Sicherheitskräfte der Islamischen Republik auf afghanische Einwanderer in Iran zugenommen. Khalil Rahman Haqqani, Leiter des Ministeriums für Migration der Taliban-Regierung, hat sich am 16. Oktober deshalb mit Hassan Kazemi Qomi, dem Botschafter der Islamischen Republik in Afghanistan, getroffen. Laut Haqqani seien die Taliban entschlossen, die afghanischen Migrant:innen in ihr Land zurückzuführen, aber es müsse „ein gemeinsamer Mechanismus geschaffen werden, damit der Rückkehrprozess würdig erfolgen kann“.
Laut Afghanistan International ist nach der Wiedererlangung der Macht der Taliban in Afghanistan eine beträchtliche Anzahl von Afghan:innen nach Iran ausgewandert. Bei einem Großteil dieser Einwander:innen handele es sich um Frauen und Mädchen, denen das Recht auf Bildung und Arbeit in Afghanistan verwehrt bleibe. Ein weiterer Teil von ihnen seien Soldaten und Angestellte der Vorgängerregierung, die aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen der Taliban ins Nachbarland geflohen seien, so Afghanistan International.
Nach der Wirtschaftskrise und der enorm steigenden Arbeitslosigkeit in Afghanistan suchen zahlreiche hauptsächlich junge Afghanen ihr Glück in Iran.♦
Foto: khabaronline.ir
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