Sechs Jahre Haft auf Bewährung für Parastou Forouhar

Das Revolutionsgericht in Teheran hat gegen die in Deutschland lebende iranische Künstlerin Parastou Forouhar eine sechsjährige Bewährungsstrafe verhängt. Sie sei von ihrem Anwalt in Teheran darüber informiert worden, teilte Forouhar in einem offenen Brief mit. Demnach beruht das Urteil auf zwei Anklagen: fünf Jahre Haft wegen „Beleidigung der heiligen islamischen Werte sowie der Märtyrer“ und ein Jahr für „Propaganda gegen das System“.

Bei dem ersten Vorwurf geht es um eine Kunstreihe von Forouhar, in der sie traditionelle Ashura-Tücher, die von schiitischen Muslimen bei der jährlichen Trauerfeier zum Tod des dritten Imams Hussein, der als Märtyrer gilt, verwendet werden. Forouhar hatte diese Banner auf Sitzsäcke genäht. Ihre Kunstwerke wurden in mehreren Städten, auch im Berliner Haus der Kulturen der Welt, ausgestellt. Anklage wurde gegen sie erhoben, nachdem die in London lebende Menschenrechtsanwältin Shadi Sadr ein Selfie auf einem dieser Sitzsäcke gemacht und dieses auf Instagram und Facebook veröffentlicht hatte. Forouhar sagte in einem Interview, ihre Kunstobjekte seien nicht als Möbel oder  Nutzgegenstände gedacht und sie sei nicht dafür verantwortlich, was andere Menschen mit ihrer Kunst machten.

Parastou Forouhar lebt seit 20 Jahren in Deutschland. Jedes Jahr fliegt sie in den Iran, um der Ermordung ihrer Eltern zu gedenken. Die beiden prominenten Oppositionspolitiker Dariush und Parvaneh Forouhar waren im Auftrag des iranischen Staats am 21. November 1998 in ihrem Haus in Teheran ermordet worden. Seitdem führt die Künstlerin im Iran einen juristischen Kampf gegen die Mörder ihrer Eltern. (fh)

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