Verschärfung des staatlichen Drucks auf Bahá’í im Iran

Angehörige der Religionsgemeinschaft der Bahá’í geraten im Iran verschärft unter staatlichen Druck. Das berichtete die Bahá’í-Gemeinde in Deutschland am Donnerstag in einer Erklärung. 71 Mitglieder der Religionsgemeinschaft seien in den vergangenen Wochen im Iran von der Justiz „ins Visier genommen“ worden, 26 von ihnen wurden angeklagt und verurteilt, heißt es von der deutschen Gemeinde.

Der Erklärung zufolge soll zudem ein Justizbeamter in der Stadt Schiras mit der Vernichtung aller Bahá’í in der Stadt gedroht haben. „Die Androhung einer Entwurzelung der Gemeinde in Schiras, ergänzt durch eine beispiellose Anzahl neuer Gefängnisstrafen, erneuter Inhaftierungen und einer medialen Hasskampagne, geben der seit langem verfolgten religiösen Minderheit im Land Anlass zur Sorge“, heißt es weiter.

Eine derart entsetzliche Erklärung des Beamten ist eine offenkundige Demonstration des religiösen Fanatismus und der Vorurteile, mit denen die Bahá’í im Iran konfrontiert sind“, sagt Jascha Noltenius, Beauftragter für Menschenrechtsfragen der Bahá’í-Gemeinde in Deutschland. Seinen Angaben zufolge hat das Gericht mehrere Angeklagte zu Gefängnisstrafen von einem Jahr bis zu 13 Jahren verurteilt.

In den vergangenen Wochen sollen auch in den Städten Birjand, Ghaem-Shahr, Isfahan, Karaj, Kermanshah und Yazd Anhänger*innen der Bahá’í-Religion wegen ihres Glaubens verhaftet, vor Gericht geladen, angeklagt und zu Gefängnisstrafen verurteilt oder inhaftiert worden sein.

Die deutsche Bahá’í-Gemeinde kritisiert zudem staatsnahe Medien der Islamischen Republik, die Bahá’í „durch eine zunehmend koordinierte Verbreitung von Desinformationen“ öffentlich zu diffamieren.

Die Internationale Bahá’í-Gemeinde hat in diesem Jahr bisher mehr als 3.000 Artikel mit Anti-Baha’i-Propaganda aufgezeichnet. Zuletzt hatte das den Hardlinern nahestehende Nachrichtenportal Mashreghnews.ir berichtet, Bahá’í-Anhänger*innen würden sich über die Erkrankung von Iraner*innen an Covid-19 freuen. Zuvor hatte ein Abgeordneter im Parlament behauptet, Bahá’í würden Corona-Schutzmasken horten, um „den Iranern“ bewusst zu schaden.

Etwa 300.000 Bahá’í leben im Iran. Sie bilden die größte religiöse Minderheit des Landes und werden vom Staat wegen ihres Glaubens verfolgt. 

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