Insulinknappheit im Iran

Seit Tagen klagen Iraner*innen über die Knappheit von Insulinspritzen. Laut dem Leiter der Abteilung für Nahrung und Medizin des iranischen Gesundheitsministeriums handelt es sich dabei um vorübergehende Engpässe. Ab der nächsten Woche würde wieder genug Insulin zur Verfügung stehen, erklärte Mohammadreza Shanehsaz am Montag. Die durch die US-Sanktionen erschwerten Bankgeschäfte hätten zu verzögerten Lieferungen geführt.

Die iranische Netzcommunity reagierte mit Empörung auf Shanehsaz Äußerung: Die Knappheit bestehe bereits seit Monaten, der Tod warte nicht bis nächste Woche ab, heißt es in den sozialen Netzwerken. Dort läuft seit Tagen unter dem Hashtag „Es gibt kein Insulin“ eine hitzige Diskussion.

Laut dem Chef der Kommission für Gesundheitsökonomie der Teheraner Handelskammer, Mahmoud Najafi Arab, wurden genug Insulinspritzen importiert. Ein Teil davon verlasse allerdings das Land auf illegale Weise, sagte er am Montag.

Medikamente werden im Iran mit staatlich subventionierten Devisen importiert. Sie auf dem inländischen oder ausländischen freien Markt anzubieten, ist somit ein lukratives Geschäft. Erst Ende vergangener Woche hatte der Sicherheitsdienst des irakischen Militärs die Beschlagnahmung von 19 LKW mit geschmuggelten Medikamenten in der Provinz Diyala gemeldet. Die Container seien aus dem Iran gekommen, hieß es. Diyala grenzt an den Westen des Iran.

Dem iranischen Gesundheitsministerium zufolge stammen die beschlagnahmten  Medikamente nicht aus iranischer Produktion. Sie seien von irakischen Händlern in verschiedenen Ländern bestellt und über den Iran importiert worden, sagte der Sprecher des iranischen Gesundheitsministeriums, Kianoush Jahanpour, am Sonntag. Nutzer*innen der sozialen Netzwerken machten jedoch einflussreiche iranische Schmuggelbanden mit staatlichen Verbindungen dafür verantwortlich.

Im Iran sind nach offiziellen Angaben rund fünf Millionen Menschen an Diabetes erkrankt. 600.000 von ihnen sind auf tägliche Insulinspritzen angewiesen. Laut dem Nachrichtenportal Tejaratnews sind diese auf dem Schwarzmarkt innerhalb einer Stunde lieferbar, allerdings acht Mal teurer als zum offiziellen Preis.

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