Hinrichtung von Afkari: Justiz in Erklärungsnot

Die iranische Justiz hat am Mittwoch ein Protokoll veröffentlicht, das angeblich das letzte Telefonat verzeichnet, das der Ringer Navid Afkari am vergangenen Freitag vor seiner Hinrichtung mit seinem Bruder geführt haben soll.

Afkari war am Samstagmorgen erhängt und am Samstagabend unter strenger Polizeiaufsicht in kleiner Runde beigesetzt worden. Der bekannte Ringer war mit seinen Brüdern Habib und Vahid bei Protesten in der Stadt Shiraz im Sommer 2018 festgenommen und wegen „Tötung eines Sicherheitsbeamten“ sowie „Teilnahme an landesweiten Protesten“ zu zweimaliger Todesstrafe verurteilt worden.

Das angebliche Protokoll, das handschriftlich auf Papier ohne Briefkopf verfasst ist, hält fest, dass Afkari sich entschieden habe, den letzten Kontakt mit seinen Angehörigen telefonisch abzuhalten. Laut gesetzlichen Vorschriften muss im Iran der Vollzug einer Hinrichtung mindestens 48 Stunden zuvor unter anderem dem Anwalt des Verurteilten mitgeteilt werden. Zudem muss dem Verurteilten die Möglichkeit gewährt werden, ein Testament zu verfassen und persönlich oder telefonisch Kontakt zu Angehörigen aufzunehmen.

Am Montag wurde in den Sozialen Netzwerken die Audiodatei des besagten Gesprächs veröffentlicht. Darin berichtet Afkari seinem Bruder von seiner Verlegung von Shiraz nach Teheran, spricht jedoch nicht von seiner Hinrichtung.

International sorgte die Exekution des 27-jährigen Sportlers für heftige Kritik aus Politik sowie von Sport- und Menschenrechtsorganisationen. Das Internationale Olympische Komitee teilte am Dienstag mit, der Iran werde nicht von den Olympischen Spielen ausgeschlossen. Ein solcher Ausschluss würde nur die iranischen Sportler bestrafen.

Das Todesurteil für Navid Afkari beruhte allein auf seinen Geständnissen. Diese hatte er mehrmals als durch Folter erzwungen widerrufen. Seine Brüder Vahid und Habib Afkari wurden zu 54 und 27 Jahren Haft und Peitschenhieben verurteilt.

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