Aktivist*innen fordern Ende der Verfolgung der Baha’i-Gemeinschaft im Iran
In einem offenen Brief haben 147 politische und zivilgesellschaftliche iranische Aktivist*innen am Montag, den 1. Januar 2024, eine „neue Welle der Unterdrückung der Baha’i-Gemeinschaft“ im Land verurteilt.
Die Erklärung, die Vertreter*innen verschiedener intellektueller und politischer Richtungen unterzeichnet haben, wurde veröffentlicht, nachdem Sicherheitskräfte der Islamischen Republik in einer ihrer jüngsten Maßnahmen gegen Angehörige der Religionsgemeinschaft der Baha’i Dutzende Hektar deren Landes im nördlichen Iran beschlagnahmt haben. Iranische Exil-Medien hatten am Montag berichtet, dass diese etwa 40 Hektar großen Ländereien im Dorf Ahmadabad in der Nähe von Sari „seit über 70 Jahren im Besitz von Baha’i dieses Dorfes“ gewesen seien.
Die Beschlagnahme von Baha’i-Eigentum ist Teil der systematischen Maßnahmen der Islamischen Republik gegen diese religiöse Minderheit im Iran. So wurde im August 2023 Eigentum einiger in Semnan ansässiger Baha’i zugunsten einer staatlichen Stiftung beschlagnahmt, die direkt Ayatollah Khamenei, dem Obersten Führer des Gottesstaates, untersteht. In einem anderen Fall wurden im vergangenen Jahr einige Häuser von Baha’i im Dorf Roshankuh im Norden des Landes abgerissen und die landwirtschaftlichen Flächen einiger anderer Baha’i enteignet.
In der Erklärung der Aktivist*innen werden diese Maßnahmen des Regimes als „eine historische Schande“ bezeichnet und deren Ende gefordert. Die Erklärung bietet einen kurzen Überblick über politischen und sozialen Druck auf die Baha’i-Minderheit im Iran in den vergangenen anderthalb Jahrhunderten und resümiert: „Der umfassende Entzug der bürgerlichen Rechte der Baha’i in der religiösen Tyrannei und dem herrschenden System hat seinen Höhepunkt erreicht.“ Die Erklärung verweist auf einige Aktionen gegen die Baha’i, darunter die „Verhinderung der Heiratsregistrierung oder des Rechts auf Bildung und Beschäftigung, das Exhumieren einiger verstorbener Baha’i, das Verschleppen in die Wüste, die Beschlagnahme des Eigentums armer Baha’i-Dorfbewohner*innen, Angriffe auf private Feiern und willkürliche Verhaftungen sowie schwere Gerichtsurteile nach unbegründeten Anklagen.“
Die Unterzeichner*innen verurteilen die „neue Verhaftungswelle gegen Baha’i und ihre Beraubung grundlegender Menschen- und Bürgerrechte“. Sie fordern eindringlich alle gesellschaftlichen und politischen Akteur*innen auf, ihre Stimme zugunsten der Baha’i zu erheben und verurteilen das Verhalten der Islamischen Republik gegenüber den Mitgliedern dieser religiösen Minderheit im Land als „wild und menschenfeindlich“. Zudem fordern sie das „Ende des religiösen Staates und die Trennung von Religion und Staat“ und die Einführung einer „demokratischen und säkularen Regierung“, in der „Anhänger aller Religionen, Nichtgläubige und Menschen mit verschiedenen intellektuellen und politischen Neigungen Seite an Seite stehen können, um gemeinsam für die umfassende Entwicklung des Iran und die Verwirklichung von Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie in der Gesellschaft zu arbeiten“.
Zu den Unterzeichner*innen gehören Ahmadreza Karimi Hakkak, Alan Tofighi, Hassan Naeimi Hashemi, Hassan Yousefi Ashkevari, Reza Alamehzadeh, Reza Alijani, Abdolali Bazargan, Ali Akbar Mousavi Khoein, Kazem Alamdari, Mansour Farhang, Mansoureh Shojai, Mehdi Fattahpour, Mehrangiz Kar, Mehrdad Darvishpour, Nayereh Tohidi und Yaser Mirdamadi.
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