Umfrage über die Sanktionen manipuliert

Bei einer Umfrage befürwortet eine beachtliche Mehrheit der Befragten den Stopp der iranischen Urananreicherung. Die Umfrage fand auf einer Website des staatlichen Fernsehens statt. Als die Zahl der Gegner der Urananreicherung unerwartet rasch gestiegen war, wurde die Umfrage ausgeschaltet  – angeblich wegen einer „Cyberattacke“.
 
Mindestens 62 Prozent der Befragten würden den Stopp der iranischen Urananreicherung befürworten, wenn im Gegenzug die internationalen Sanktionen schrittweise gelockert würden. So lautet das Ergebnis der Umfrage, die am 3. Juli auf der Website des Nachrichtensenders des iranischen Staatsfernsehens „Shabakeh Khabar“ zu lesen war.
Nachdem das Ergebnis der Umfrage die Aufmerksamkeit der InternetaktivistInnen auf sich gezogen hatte, wurde sie entfernt und durch eine Umfrage zum Thema Fußball ersetzt. In einer Erklärung des staatlichen Fernsehens hieß es, die Abstimmung sei Opfer eines Cyberangriffes geworden. Die Hacker hätten „die Ergebnisse zugunsten der ersten Antwort manipuliert“. Angeblich sollen nur 24 Prozent der Befragten den Stopp der Urananreicherung bevorzugt haben.
Zur Abstimmung standen drei Antworten auf eine Frage:
„Welche Reaktion bevorzugen Sie als Antwort auf die unilateralen Sanktionen des Westens gegen den Iran?
1. Die Aufgabe der Urananreicherung als Gegenleistung für die schrittweise Aufhebung der Sanktionen.
2. Die Blockade der Straße von Hormus als Vergeltungsmaßnahme.
3. Widerstand gegen die unilateralen Sanktionen und die Wahrnehmung des Rechts auf Atomenergie.“
Kein Widerstand gegen die Sanktionen

Eine screen shot von der Umfrage kurz vor ihrer Ausschaltung. Hier haben die Antworten der Folge nach 62%, 20% und 18% der Klicks erhalten.
Eine screen shot von der Umfrage kurz vor ihrer Ausschaltung. Hier haben die Antworten der Folge nach 62%, 20% und 18% der Klicks erhalten.

Die Mehrzahl der Stimmen wurde zu Gunsten der ersten Option abgegebenen. Am frühen Nachmittag des 03. Juli  lag die Quote bei 62 Prozent. 20 Prozent befürworteten die Blockadeaktion, während 18 Prozent die dritte Alternative bevorzugten. Wie viele Internetnutzer ihre Stimme auf irinn.ir –  eine der größten iranischen Nachrichtenwebsites – abgegeben haben, bleibt unklar.
Das Resultat scheint die Behauptung der iranischen Offiziellen zu widerlegen, wonach nahezu alle Iraner die iranischen Nuklearambitionen trotz des internationalen Drucks unterstützten.
Am 03. Juli berichtete der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Ramin Mehmanparast, von einer Initiative des iranischen Parlaments, wonach als Reaktion auf das europäische Ölembargo die Straße von Hormus blockiert werden soll. Damit sollen hauptsächlich die Öllieferungen Saudi-Arabiens, Kuweits und der Vereinigten Arabischen Emirate durch diesen Seeweg verhindert werden. Diese Initiative, so Mehmanparast vor Journalisten, würde die öffentliche Meinung im Iran wiederspiegeln. Er betonte, die Handlungen der Parlamentarier würden „die Mentalität und Meinung unserer Bevölkerung im Hinblick auf die feindlichen Maßnahmen gegenüber unserem Land“ demonstrieren.
Transparency for Iran
Tatsächlich wird das Nuklearprogramm des Landes von vielen Menschen als Symbol des Nationalstolzes angesehen. Doch der steigende internationale Druck und die Sanktionen, die das Leben der durchschnittlichen Bürger zunehmend erschweren, könnten dazu führen, dass mehr Menschen die Nuklearambitionen der Regierung in Frage stellen.
 
FP
Aus dem Englischen von: Resa Mohabbat-Kar