Dementis: die steigende Macht der iranischen Internetgemeinde
Meldungen über gesundheitliche Beschwerden von Angestellten der Nuklearanlage in Isfahan kursieren im Internet und in sozialen Netzwerken. Der Verantwortliche dementiert. Die iranische Internetgemeinde ärgert sich über ein Angebot des iranischen Botschafters in Jordanien. Der Botschafter dementiert.
Die Neuigkeit wurde zuerst Ende November von der Nachrichtenagentur Mehr veröffentlicht. Nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung wurde der Bericht jedoch von der Redaktion der Website wieder entfernt. Sein brisanter Inhalt: Der Leiter des iranischen Zentrums für Unfälle und medizinische Notfälle, Gholamreza Massoumi, hatte darin mitgeteilt, dass „einige Angestellte der Uranaufbereitungsanlage in Isfahan gesundheitliche Beschwerden haben, die behandelt werden. Die Anwohner in der näheren Umgebung der Atomanlage haben jedoch kein Grund zur Besorgnis“, so Massoumi.
Die iranische Internetgemeinde hatte sofort das Thema aufgegriffen und lässt auch nach dem Entfernen des Textes aus dem World Wide Web nicht nach: Sie befürchtet, dass der Iran nicht auf nukleare Unfälle vorbereitet sei. Facebook-Nutzer vermuten, dass bei einem nuklearen Zwischenfall „Hunderttausende in Gefahr“ seien, und dass sich die iranischen Behörden „nicht um das Leben der Bevölkerung“ kümmern
würden. „Japans Nuklearanlagen mit gut ausgebauter Infrastruktur und fortschrittlicher Technologie konnten die Krise nicht verhindern. Erst recht werden es die iranischen Anlagen nicht können, die noch anfälliger sind als die japanischen“, schreibt ein Nutzer. Andere setzen dem entgegen, dass jede Technologie ihre Schattenseiten habe und Nuklearaktivitäten nicht ausgesetzt werden sollten wegen potentieller Gefahren.
Seine Aussagen seien erfunden worden und alles, was Mehr behaupte, „eine komplette Lüge“, sagt Massoumi nun in Reaktion auf die Berichterstattung nichtstaatlicher Medien und die wachsende Besorgnis über das Risiko nuklearer Unfälle. Die Nachrichten seien „durch einige andere Oppositionsmedien verzerrt worden“. Er erinnere sich nicht, überhaupt „in den letzten Tagen durch Mehr interviewt worden zu sein“, so der Behördenchef: „Ich habe nur in einem Vortrag vor drei Wochen die Bedeutung einer speziellen Ausbildung für unsere Katastrophendienste zur Bewältigung nuklearer Unfälle betont.“
Kostenloses Öl für 30 Jahre
Die Tageszeitung Maghreb berichtet über ein „bizarres Angebot“ des iranischen Botschafters in Jordanien, Mustafa Moslehzadeh, dem Land „30 Jahre lang kostenloses Öl und Energie zu liefern“. Iranische Nutzer sozialer Netzwerke bezeichnen dies als die „fortgesetzte Plünderung iranischer Ölressourcen“. In einem Fernsehinterview hatte Moslehzadeh gesagt, der Iran sei „bereit, Jordanien als Gegenleistung für die Förderung des bilateralen Handels und des religiösen Tourismus für dreißig Jahre freies Öl zu liefern. Wir haben einen gemeinsamen Feind und jeder weiß das“, so Moslehzadeh.
Das Interview erregte Aufmerksamkeit, nachdem ein jordanischer Sprecher das Angebot zurückgewiesen hatte und jordanische Oppositionsgruppen die Offerte als „ausländische Einflussnahme und Intervention“ bezeichnet hatten. Leserkommentare auf den Webseiten Baztab und Tabnak verdeutlichen die Meinungen iranischer Nutzer zu dem Angebot: „Sind wir soweit erniedrigt, dass wir für die Aufrechterhaltung der Beziehung zu Jordanien jetzt auch noch einen Tribut zahlen müssen?“, fragt einer. Ein anderer schreibt mit einem Seitenhieb auf Ahmadinejads Ankündigung, er werde die Einnahmen aus Erdölverkäufen den Menschen zur Verfügung stellen: „Das Ölgeld wird tatsächlich den Menschen zur Verfügung gestellt: Allerdings den jordanischen Menschen.“
Moslehzadeh wies die Meldungen zurück und behauptete, er sei falsch zitiert worden. Der Iran würde Öl im Gegenzug für andere Waren nach Jordanien liefern.
Aus dem Englischen von: Resa Mohabbat-Kar
Quelle: Iran Media Programm
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