Rückkehr Trumps – Existenznot in Iran – Ein Bericht aus Teheran
Trumps Rückkehr stürzt den Iran in eine tiefe Krise: Die Währung fällt, Preise explodieren, Millionen kämpfen ums Überleben. Während die Regierung die Kontrolle verliert, wächst der Druck auf das Regime. Was sagen Menschen in Teheran?
Eine Reportage aus der Hauptstadt von: Afra*
Seit der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus im Januar 2025 und den wiederholten Drohungen des US-Präsidenten, den Druck auf die Islamische Republik zu erhöhen, hat sich die wirtschaftliche Lage in Iran drastisch verschärft. Die Androhung finanzieller Sanktionen hat den iranischen Rial auf ein historisches Tief abstürzen lassen. Der plötzliche Wertverlust der Landeswährung stürzte den iranischen Binnenmarkt ins Chaos und verminderte die Kaufkraft der Bevölkerung. Irans Regierung hat sowohl die Kontrolle über den Währungsabsturz als auch über die Preisentwicklung verloren. Präsident Masoud Pezeshkian gestand am 12. März vor der Presse, dass er nicht wisse, wen er für die Preisexplosion zur Rechenschaft ziehen solle.
Nouruz im Zeichen der Inflation: leere Märkte und karge Tafeln
Obwohl Donald Trump die Möglichkeit von Verhandlungen mit Iran offenhält, zeigt die Führung der Islamischen Republik keinerlei Interesse daran. Diese politische Pattsituation sorgt für eine weiterhin unsichere Zukunft und verschärft die wirtschaftliche und soziale Krise im Land.
Das iranische Neujahrsfest Nouruz, traditionell eine Zeit der Freude und der Erneuerung, wird in diesem Jahr von wirtschaftlicher Not überschattet. Die üblichen Feierlichkeiten, die in diesem Jahr am 20. März stattfinden, werden von einer bedrückten Atmosphäre überschattet. Viele Iraner*innen können es sich nicht leisten, Geschenke oder Lebensmittel für traditionelle Festmahlzeiten zu kaufen.
Existenzkampf statt Zukunftsperspektiven
Die junge Generation Irans sieht sich einer prekären wirtschaftlichen Lage ausgesetzt. Statt sich um eine bessere Zukunft zu bemühen, sind viele ausschließlich mit dem Überleben beschäftigt. Hohe Wohnkosten, steigende Preise für Grundnahrungsmittel und explodierende Lebenshaltungskosten zwingen sie dazu, mehrere Jobs gleichzeitig auszuüben. Doch selbst mit diesem unermüdlichen Einsatz bleibt eine finanzielle Sicherheit oft unerreichbar.
Ein 30-jähriger Taxi-Fahrer beschreibt die Situation ernüchtert: „Nouruz? Welches Nouruz? Wir arbeiten von morgens bis abends, aber können uns keine Wohnung leisten, nichts sparen und haben keine Perspektive. Unser ganzer Kampf dreht sich nur darum, nicht noch weiter zurückfzufallen.“ Diese resignierte Stimme spiegelt die allgegenwärtige Hoffnungslosigkeit wider, die viele junge Menschen erfasst hat. Sparen und Investieren sind für sie keine Optionen mehr – stattdessen dominieren Unsicherheit und Angst um die Zukunft ihr Leben.
Sanktionen und ihre Folgen: „Die Hauptlast trägt die Bevölkerung“
Viele Iraner*innen klagen darüber, dass die harten US-Sanktionen vor allem die einfache Bevölkerung träfen, während die politische Elite kaum betroffen sei. Ein Rentner, der fast 30 Jahre für die iranische Postbehörde gearbeitet hat, drückt seine Wut so aus: „Trump treibt sein eigenes Spiel, und wir bezahlen den Preis. Die Sanktionen zerstören unser Leben, aber die Herrschenden merken davon nichts. Wir werden von Tag zu Tag ärmer.“
Gleichzeitig gibt es Stimmen, die glauben, dass der wachsende äußere Druck die Islamische Republik an den Rand des Zusammenbruchs treiben könnte. Der Besitzer eines Lebensmittelladens, der in den 30ern ist, erklärt: „Wir haben jahrelang unter der Herrschaft der Islamischen Republik gelitten. Jetzt warten wir nur noch darauf, dass das System kollabiert. Wir haben nichts mehr zu verlieren.“
Dies spiegelt die tiefe Spaltung in der iranischen Gesellschaft wider: Während einige ausländische Einflussnahme als Ursache ihrer Misere sehen, sehen andere darin die Folgen der Herrschaft eines repressiven Regimes und hoffen auf dessen Ende.
Teuerung und Währungsverfall: der Kampf ums Überleben
Der rapide Wertverlust der iranischen Währung macht es für viele unmöglich, selbst grundlegendste Bedürfnisse zu decken. Der Kauf von Lebensmitteln und Haushaltsgütern ist für viele Familien nur noch auf Ratenzahlung möglich. Inzwischen bieten Supermärkte und Lebensmittelhändler vermehrt selbst für alltägliche Einkäufe Finanzierungsmodelle an, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären. Wer einst seine Grundversorgung problemlos bestreiten konnte, sieht sich nun mit wachsenden finanziellen Engpässen konfrontiert.
Ein Obstverkäufer erzählt: „Früher zahlten Kunden bar. Heute kaufen viele nur noch auf Kredit. Wir haben unsere Geschäftsmodelle angepasst, weil die Menschen schlicht kein Bargeld mehr haben.“ Das zunehmende Angebot an Ratenzahlungsoptionen, das einst vor allem für Luxusgüter gedacht war, hat inzwischen auch Grundnahrungsmittel erreicht – ein klares Zeichen für die tiefe Krise, in der sich das Land befindet.
Ein ungewisses Morgen: wirtschaftlicher Kollaps und soziale Spannungen
Die wirtschaftliche Situation verschlechtert sich täglich, und mit ihr wächst die Unzufriedenheit der Bevölkerung. Neben den finanziellen Sorgen werfen auch die geopolitischen Spannungen einen dunklen Schatten über das Land. Während Trumps Regierung erneut einen Militärschlag gegen iranische Atomanlagen in Erwägung zieht, bleibt die Regierung in Teheran bei ihrer harten Haltung gegenüber den USA und lehnt jegliche Verhandlungen ab.
Der rapide Verfall des Rial und die anhaltende Teuerung lassen jegliche Hoffnung auf wirtschaftliche Besserung schwinden, und die sozialen Spannungen nehmen zu. Die entscheidende Frage ist, ob das Regime in der Lage sein wird, neue Proteste – diesmal getrieben von existenzieller Not – unter Kontrolle zu halten. Oder könnte diese Wirtschaftskrise der Anfang eines unaufhaltsamen Wandels in Iran sein?
*Afra ist unsere Autorin in Teheran
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