Kulturministerium kassiert Kinofilm

Irans Kulturministerium hat auf Druck schiitischer Geistlicher zum wiederholten Mal den Kinostart eines Films verhindert. Dessen ungeachtet ruft Präsident Hassan Rouhani die KünstlerInnen zur Kritik auf. Freuen können sich die IranerInnen über zwei weitere UNESCO-Welterbestätten. Kulturnachrichten aus dem Iran. 

Das iranische Kulturministerium hat den Kinostart des religiös-historischen Films „Rastakhiz“ (Englischer Titel: „Hussein, Who Said No“) zum wiederholten Male abgesagt. Grund ist der erneute Protest hochrangiger schiitischer Geistlicher wie der Ayatollahs Nasser Makarem Shirazi, Mohammad Alavi Gorgani und Vahid Khorasani, die sich über die visuelle Darstellung von den Schiiten als heilig angesehener Personen in dem Film beklagt hatten. Vergangene Woche hatten zudem einige Konservative nach einer Aufführung des Films im Rahmen eines islamischen Festivals in Teheran an Demonstrationen teilgenommen und sich ebenfalls gegen den Film ausgesprochen. Der Sprecher des Kulturministeriums, Hossein Nushabadi, dementierte jedoch, dass die Demonstrationen zu der Entscheidung des Ministeriums beigetragen hätten. Diese sei einzig „aus Respekt vor der Geistlichkeit“ getroffen worden, sagte Nushabadi gegenüber der Nachrichtenagentur ILNA. Der Film werde anlaufen, sobald die „gewünschten Modifikationen“ vorgenommen seien, so Nushabadi weiter.

Wenig Verständnis für die Absage des Kinostarts hat indes die Filmcrew von „Hussein, Who Said No“. In einem offenen Brief an den iranischen Staatspräsidenten Hassan Rouhani beklagt der Produzent des Films, Taghi Aligholidazeh, die „bedauerliche Entscheidung“ des Ministeriums. Die Absage sei „gesetzeswidrig“, werfe viele Fragen auf und sei eine „sehr unerfreuliche Überraschung für die gesamte Filmcrew“, heißt es in dem Schreiben. Rouhani wird darin aufgefordert, den Aufführungsstopp aufzuheben.

Hochrangige schiitische Geistlicher kritisieren die visuelle Darstellung der von den Schiiten als heilig angesehenen Personen  in dem Film
Hochrangige schiitische Geistliche kritisieren die visuelle Darstellung der von den Schiiten als heilig angesehenen Personen in dem Film

Bereits 2013 hatten sich Geistliche und Konservative gegen die Aufführung des Films gewehrt. Um die Zulassung zu erhalten, hatten die Verantwortlichen daraufhin etwa 40 Minuten Filmmaterial gelöscht. Das Kulturministerium hatte zunächst grünes Licht gegeben, die Bewilligung jedoch nach erneuten Protesten schiitischer Geistlicher wieder zurückgezogen. „Hussein, Who Said No“ vom iranischen Regisseur Ahmadreza Darvishi handelt vom Aufstand Husseins gegen die Dynastie der Umayyaden im Jahre 680, bei der Hussein getötet wurde. Sein Tod besiegelte die endgültige Trennung zwischen Sunniten und Schiiten.

Iranische KünstlerInnen begrüßen Atomdeal

Zahlreiche Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur haben den Atomdeal zwischen dem Iran und dem Westen begrüßt. Tahmineh Milani, bekannte feministische Filmemacherin, bezeichnete das Abkommen als „hoffnungsspendend“. Hoffnung haben zu können sei angesichts der „großen wirtschaftlichen Rückschläge“, die der Iran in den vergangenen Jahren erlitten habe, „sehr wichtig“ für die iranische Gesellschaft, so die Regisseurin gegenüber der Nachrichtenagentur ILNA. „Ich hoffe, dass dieser Deal dazu beiträgt, dass unsere Gesellschaft aus der Sackgasse, in der sie sich befindet, herauskommt. Ich wünsche mir auch, dass durch ihn sowohl der wirtschaftliche Niedergang als auch der moralische Bankrott der Gesellschaft aufgehalten werden wird“, sagte der Autor Mahmud Dowlatabadi.

Der Deal sei nicht nur eine „Chance für den Iran, sondern eine Chance für die gesamte Weltgemeinschaft“, so der Schauspielveteran Ezzatollah Entezami gegenüber der Tageszeitung Shargh. Das Abkommen sei eine „Brise der Hoffnung“, meint wiederum Filmregisseur Masoud Kimiai. Der Musiker Shahrdad Rohani beglückwünscht das iranische Volk zu dem Atomdeal: Dieser sei „überaus bedeutsam“, da er die Möglichkeit für eine bessere Beziehung zwischen dem Iran und dem Rest der Welt schaffe. Zahlreiche weitere KünstlerInnen haben sich zudem über soziale Netzwerke bei Außenminister Javad Zarif und seinem Verhandlungsteam für die erzielte Übereinkunft bedankt.

Rouhani ruft Künstler zu Kritik auf
Staatspräsident Hassan Rouhani hat in einer Rede zum Ende des Fastenmonats Ramadan  die iranischen KünstlerInnen dazu aufgerufen, die Regierung durch ihre Kritik zu unterstützen. Sie sollten über die Politik der Regierung richten und diese mitbestimmen, so Rouhani. „Es ist die Pflicht der Regierung, alles Erdenkliche zu tun, damit KünstlerInnen ihre Kreativität frei entfalten können. Wir dürfen uns weder in das private noch in das professionelle Leben der KünstlerInnen einmischen“, zitiert die Tehran Times Irans Präsidenten. Mit der eigenen Kulturpolitik zeigte sich Rouhani zufrieden: In den vergangenen zwei Jahren habe die Regierung sich darum bemüht, eine offene Atmosphäre zu schaffen, in der „Künstlerinnen in Ruhe arbeiten und ihrer Kreativität freien Lauf lassen können“. Während der achtjährigen Präsidentschaft von Rouhanis Vorgänger Mahmud Ahmadinedschad herrschte immer wieder Unmut über dessen konservative Kulturpolitik. Aber auch unter Rouhani klagen Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur immer wieder über fehlende künstlerische Freiheiten.
Susa und Meymand nun Weltkulturerbstätte

Die Höhlenhäuser in Maymand sind terrassenförmig in vier bis fünf Stufen angelegt
Die Höhlenhäuser in Maymand sind terrassenförmig in vier bis fünf Stufen angelegt

Der Iran ist um zwei Weltkulturerbestätten reicher. Dies entschied das UNESCO-Weltkulturerbe-Komitee bei seiner 39.Tagung in Bonn. Aufgenommen wurde die antike iranische Stadt Susa (Schusch) in der südwestiranischen Provinz Chuzestan mit ihrer 5.000-jährigen Siedlungsgeschichte. Sie gilt als eine der ältesten durchgehend besiedelten Städte der Welt. Gegründet wurde Susa etwa 3.000 v. Chr. und war mit kurzen Unterbrechungen stets die Hauptstadt des südwestiranischen Reiches Elam. Auch im Reich der Achämeniden war die Stadt von wesentlicher Bedeutung, da sie zu den Residenzstädten der Könige gehörte. Der Palast von Dariush I. (Dareios I.) ist auch heute noch gut erhalten.

Ebenfalls aufgenommen wurde das komplett in Fels gegrabene Dorf Maymand in der südostiranischen Provinz Kerman. Die Höhlenhäuser in Maymand sind Forschern zufolge seit vermutlich mehr als 2.000 Jahren bewohnt. Sie sind terrassenförmig in vier bis fünf Stufen angelegt und bestehen aus mehreren sechzehn bis zwanzig Quadratmeter großen Räumen, in deren Mitte sich jeweils ein Ofen befindet. Teile des Dorfes sind als Museum der Öffentlichkeit zugänglich. Mit Susa und Maymand verfügt der Iran nun über 19 UNESCO-Welterbestätten.

JASHAR ERFANIAN