Zwischen Anpassung und Authentizität
Irans bildende KünstlerInnen streben immer stärker danach, sich auf dem internationalen Kunstmarkt zu profilieren. Dank iranstämmiger GaleristInnen und Mäzenen prosperiert das Geschäft mit Kunst aus dem Iran. Das führt nicht nur zu bestimmten Trends in der iranischen Kunstszene, sondern auch zu einem ständigen Diskurs über künstlerische Positionen. Die international renommierte Künstlerin Parastou Fourouhar kennt die Kunstszenen, in denen sich iranische KünstlerInnen bewegen, wie kaum eine andere. Ein Interview über Trends, Märkte und Standpunkte.
Iran Journal: Berichten westlicher Medien zufolge boomt der Kunstmarkt im Iran. Also gibt es kaufkräftige InteressentInnen innerhalb und außerhalb des Landes. Gibt es außerhalb des Irans Galerien, die sich auf iranische Kunst spezialisiert haben?
Parastou Forouhar*: Ich weiß von Galerien in Paris, New York, Dubai, nahe München und Berlin, die explizit iranische Kunst zeigen. Oftmals sind die GaleriebetreiberInnen selbst AuslandsiranerInnen. Es gibt seit einiger Zeit sogar Galerien, die im und außerhalb des Irans Dependancen haben. Die Teheraner Shirin Galerie etwa hat auch eine Niederlassung in New York.
Worin besteht deren Interesse, Kunst aus dem Iran zu zeigen?
Es gibt ein generelles Interesse am Iran, der immer wieder in den Schlagzeilen westlicher Medien ist. Zudem gibt es viele kulturelle Veranstaltungen oder Kulturaustauschprogramme, die das Land international in den Fokus bringen. Es geht den GaleristInnen im Ausland auch darum, ein Land, das sich politisch nicht an die Weltgemeinschaft anschließen lässt und dabei auch provokative Positionen bezieht, über Kunst und Kultur begreifbar zu machen. Die Absicht der oftmals iranischstämmigen GaleristInnen ist es, Stimmen und Positionen abseits der offiziellen politischen Linie des Iran hörbar zu machen. Das Publikum schaut sich diese Kunst auch an, um zu erfahren, wie Kunst gesellschaftliche Realitäten widerspiegelt, die durch Nachrichten wenig oder verzerrt wiedergegeben werden.
Gibt es in der Diaspora Sammler oder Mäzene für zeitgenössische iranische Kunst?
Die Zahl der Sammler und Mäzene hat zugenommen. Als private Geldgeber genießen sie natürlich auch eine gewisse Machtposition und bestimmen immer wieder die Richtungen. Das gilt auch für die Mäzene im Iran, wobei man allerdings sagen muss, dass die Mechanismen dort nicht sehr durchsichtig sind. Es gibt immer wieder Gerüchte, dass iranische Mäzene, die große Projekte unterstützen oder als Sponsoren auftreten, die gängige Vetternwirtschaft nutzen, um Gelder zu waschen. Das ist ein Vorwurf, den man weder belegen noch aus der Welt schaffen kann, solange die nötige Transparenz und Rechtsstaatlichkeit fehlt.
Welche Bedeutung haben Sammler und Mäzene für die Kunstszene Teherans? Bestimmen sie die Trends?
Im Iran werden, wenn überhaupt, nur linientreue KünstlerInnen staatlich gefördert und unterstützt. An dieser Stelle greifen Kunstliebhaber aus dem Privatsektor als Gegenpol ein. Sie vertreten dabei oft auch wirtschaftliche Interessen und nehmen natürlich Einfluss auf die Kunstproduktion und künstlerische Positionen. Aber ich beobachte auch, dass die KünstlerInnen mit dieser Praxis nicht immer einverstanden sind. Das ist eine zweischneidige Sache, der viele KünstlerInnen kritisch gegenüber stehen.
Wie sieht das Interesse iranischer GaleristInnen aus, Kunstwerke von AuslandsiranerInnen auszustellen?
Viele Galerien betreiben schon länger Kulturaustausch mit zum Teil sehr renommierten iranischen KünstlerInnen aus dem Ausland, etwa der in Schweden lebenden Mandana Moghaddam. Viele KünstlerInnen, die im Ausland leben, zeigen ihre Arbeiten im Iran. Natürlich ist das kein freies Feld, weil auch die Arbeiten der AuslandiranerInnen der Zensur unterliegen.
Wie blicken iranische KünstlerInnen auf die Arbeiten ihrer Kollegen im Ausland? Worin besteht ihre Kritik?
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