Bodenabsenkung bedroht iranische Städte

In verschiedenen Regionen des Irans senkt sich der Boden ab. Experten und Verantwortliche warnen bereits seit längerem vor der Gefahr. Besonders die Hauptstadt Teheran ist bedroht.

Im Iran senkt sich an unterschiedlichen Stellen des Landes bereits seit Jahren der Boden gefährlich ab. Am Mittwoch schlugen zwei zuständige Fachleute Alarm und bestätigten damit Warnungen unabhängiger Umweltexperten, die bislang kein Gehör bei den Machthabern fanden.
Massoud Shafiee, der Chef des iranischen Vermessungsamtes, und sein technischer Stellvertreter Yahya Dschomur sprachen die Problematik der Bodenabsenkung an. „Unser Land stirbt langsam, weil dem Boden durch den Verlust der Grundwasserreserven die Stabilität abhanden kommt“, betonte Shafiee in einem Interview mit der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA.
Sein Stellvertreter Dschomur erklärte bei einer Pressekonferenz, der Boden sinke in den verschiedenen betroffenen Regionen in unterschiedlichem Tempo. Im Süden und Südwesten von Teheran soll er nach Schätzungen zwischen 1989 und 2005 bereits um mehr als drei Meter gesunken sein. In der nordwestiranischen Provinz Gorgan betrage die Absenkung gut sechs Zentimeter pro Jahr, in der Region rund um den Teheraner Flughafen jährlich um knapp zwei Zentimeter. Zwischen 1999 und 2001 habe die landesweite Absenkung eine durchschnittliche Größenordnung von 20 bis 25 Millimeter gehabt, so Dschomur.

 
Teheran ist besonders betroffen. Laut dem Landesvermessungsamt setzt sich der Boden im Süden, Südwesten und Südosten der Hauptstadt besonders schnell ab. Betroffen sind etwa zwei Millionen Menschen, dazu kommen drei Millionen in den Wohngebieten Teherans. Experten erwarten, dass das Absenken des Bodens in naher Zukunft den Azadi-Platz (Platz der Freiheit) erreicht. Der Platz befindet sich im Westen der iranischen Hauptstadt und beherbergt deren Wahrzeichen, den 45 Meter hohen „Turm der Freiheit“.
Staatliche Maßnahmen
Dschomur sprach auch über bereits ergriffene staatliche Gegenmaßnahme. Demnach sind bereits 150 Beobachtungsanlagen in verschiedenen Regionen installiert, auch an den betroffenen Orten. Die Ergebnisse der Beobachtungen seien der Öffentlichkeit zugänglich. Einige der Anlagen seien jedoch veraltet und müssten technisch überholt werden. Doch aufgrund finanzieller Engpässe steht dies jedoch nicht weit oben auf der Prioritätenliste der Regierung.

Der Schrein von "Shah-Abdolazim" gehört zu den Gebäuden in Teheran, die von der Bodenabsenkung betroffen sind!
Die Absenkung der Wallfahrtsstätte „Schah-Abdolazim“ in Teheran schreitet voran!

 
Darüber hinaus seien geografische Kartenwerke, die die Absenkungen und die daraus resultierenden Risiken dokumentieren, angefertigt und an die zuständigen Behörden geschickt worden.
Laut Dschomur ist das Landesvermessungsamt für die Bereitstellung der Informationen zuständig. Maßnahmen zur Stabilisierung des Bodens müssten jedoch vom Energieministerium, dem Innenministerium und dem Ministerium für Landwirtschaft ausgehen.
Am 25. Juni hatten sich Vertreter diverser Ministerien und Ämter im präsidialen Zentrum für strategische Studien zur Beratung über das Ausmaß der Absenkungen und mögliche Gegenmaßnahmen getroffen, auch Dschomur war dabei. Er betonte die Bedeutung finanzieller Unterstützung, damit die Kontrollmechanismen aufrechterhalten und schnelle Reaktionen gewährleistet werden können.
Farokh Tawakoli, Berater des Landesvermessungsamtes, wies auf der Sitzung auf die Erfahrungen anderer Länder, etwa Japans, hin. Ihm zufolge stellen fehlende gesetzliche Rahmenbedingungen die größte Hürde dar. Tawakoli bezeichnete die übermäßige Nutzung von Grundwasser, besonders in der Landwirtschaft, als Hauptursache der Absenkungen. Er plädierte für sofortige und klare Gesetze und Verordnungen.
  SEPEHR LORESTANI
Übertragen aus dem Persischen und überarbeitet von Iman Aslani
© Iran Journal
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