„Es lebe der Widerstand“

Das G20-Treffen in Hamburg beschäftigt auch die IranerInnen. In den sozialen Netzwerken diskutieren sie sowohl über die gewaltsamen Auseinandersetzungen in Hamburg wie auch über die Einigung zwischen den USA und Russland.
Eine beachtliche Zahl von IranerInnen diskutiert im Internet hitzig über den G20-Gipfel. Sind solche Treffen überhaupt von Nutzen? Sind PolitikerInnen die geeigneten Personen, um über die Probleme der Welt zu entscheiden? Haben die Großmächte tatsächlich ein Interesse daran, zugunsten von verarmten Massen in anderen Ecken der Welt auf ihre materiellen Interessen zu verzichten? So lauten die Fragen der UserInnen.
Die Antwort ist tendenziell: Nein. Deshalb ist die überwältigende Mehrheit der Internet-AktivistInnen innerhalb der persischsprachigen Web-Community froh über den „Widerstand“ der G20-GegnerInnen in Hamburg. „Das ist eine echte internationale Demonstration“, freut sich der Twitter-Nutzer Sina Safaei. Und Sama schreibt schadenfroh: „Nach den jetzigen Ereignissen zu urteilen wird G20 nächstes Jahr per Skype stattfinden.“
„Wenn sich eines Tages Wölfe und Schafe einigen, dann werden auch die G20 Erfolge verzeichnen“, meint Amir Salmani.
„Kampf gegen Ungerechtigkeit“
Die Berichte über die gewaltsamen Auseinandersetzungen in Hamburg finden besonderes Interesse bei den Internet-AktivistInnen. Ein Beispiel: Der Artikel der Deutschen Welle mit dem Titel „Auseinandersetzung zwischen der Polizei und den Linksradikalen“ wurde auf Facebook innerhalb von wenigen Stunden mehr als 2.000 Mal „geliket“, 100 Mal geteilt und mit über 130 Kommentaren und Antworten darauf versehen.

Friedliche, phanatsievolle Demonstration von 1000gestalten.de gegen G20 in Hamburg
Friedliche, phanatsievolle Demonstration von 1000gestalten.de gegen G20 in Hamburg

 
Viele Kommentatoren kritisieren dabei den Titel des Artikels als irreführend: Die Protestierenden seien keine Linksradikalen, sondern aus allen Schichten der Gesellschaft, meinen sie. Mahmoud Tashvishi fragt: „Ist jeder, der gegen Ungerechtigkeit kämpft, gleich ein Linker?“ Der Facebooknutzer Kamil Hemati schreibt zynisch: „Die Protestierenden sind Gewalttäter, aber jene, die mit ihrer unmenschlichen Politik die Welt ausbeuten, sind Verteidiger der Interessen der Menschen.“
Es gibt aber auch Kommentatoren, die Gewalt in jeder Form verabscheuen. „Damit löst man keine Probleme“, schreibt etwa Faramarz Esfandiari.
Einigung zwischen Putin und Trump
Beim ersten Treffen von US-Präsident Donald Trump und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin am Freitag kam es zu einer Vereinbarung zum Syrien-Konflikt: Ab Sonntag soll im Südwesten des Landes eine Feuerpause gelten.
Die USA unterstützen in Syrien die Gegner des syrischen Präsidenten Bashar Assad und bekämpfen gleichzeitig die Extremistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS). Russland und der Iran dagegen unterstützen die syrische Regierung.
Laut US-Außenminister Rex Tillerson haben die beiden Staatschefs am Freitag in Hamburg auch über die Ukraine-Krise, Cyberangriffe und den Vorwurf der russischen Einmischung in die US-Wahlen gesprochen.
Die Nachricht über die Vereinbarung zwischen Putin und Trump sorgte in der iranischen Web-Community für heiße Diskussionen. In den sozialen Netzwerken taten viele ihre Erleichterung kund und äußerten die Hoffnung auf baldigen Frieden in Syrien. Die Berichte der persischsprachigen Medien über diese Vereinbarung wurden im Internet mehrfach geteilt und kommentiert.
Ein Beispiel: Der Artikel der BBC-Persian auf der Facebookseite  des Senders. Für viele User ist die Einigung ein Zeichen dafür, dass der Syrienkrieg ein Stellvertreterkrieg ist. In ihren Kommentaren fragen sie nach der künftigen Rolle des Iran, wie etwa Faisal NZ: „Was wird der Iran machen nach der Einigung zwischen Trump und Putin? Der Iran ist auch Teil dieses Krieges, warum wird er nicht berücksichtigt?“ Für den Facebook-Nutzer ist klar: „Putin hat den Iran im Stich gelassen.“
Kaywan Doroodi glaubt dagegen: „Das terroristische iranische Regime muss mehr zahlen, das ist die indirekte Botschaft Moskaus (an den Iran).“
FARHAD PAYAR