Eine mühsame Suche
Weil sie sehen sollen, wie eine ägyptische Frau vor Jahrzehnten fähig war, mit ihrer Stimme, ihren für die damalige Zeit gewagten Outfits und ihrer Energie Millionen Menschen aus verschiedenen Schichten zu faszinieren und in Ekstase zu versetzen. Damit sie sehen, dass vier Millionen Menschen dieser großartigen Künstlerin das letzte Geleit gegeben und geweint haben. Weil sie begreifen sollen, dass die Bilder, die uns heute aus dieser Ecke der Welt erreichen, nicht die absolute Wahrheit über diese Gesellschaft oder ähnliche Gesellschaften darstellen. Und weil sie mit einem Abschnitt der ägyptischen Geschichte bekannt werden.
Haben Sie ein bestimmtes Zielpublikum vor Augen?
Anfangs dachte ich, dass dieses Thema für die Menschen in der westlichen Welt anziehender wäre. Aber mit der Zeit merkte ich, dass der Westen nicht so an diesem Thema interessiert ist, wie ich erwartet hatte. Doch es ist noch zu früh, sich eine endgültige Meinung darüber zu bilden, da der Film noch läuft.
Wie waren die bisherigen Reaktionen?
„Auf der Suche nach Oum Kulthum“ ist wie mein vorheriger Film „Women without Men“ ein besonderer Film, ein künstlerisches Werk mit surrealistischen Elementen. Daher sind die Reaktionen sehr verschieden. Manche mögen ihn sehr, andere überhaupt nicht.
Ihre Kunstwerke veranschaulichen Themen, die man als politisch bezeichnen könnte. Sind Sie eine politische Künstlerin?
Meine Arbeiten sind nicht politisch.
Sie nehmen auch Stellung zu aktuellen politischen Themen.
Zum Beispiel?
Aktuelles Beispiel ist Ihr öffentliches Eintreten für den Verbleib der Europäischen Union im Atomabkommen mit dem Iran.
Ich bin nicht politisch aktiv, habe keine politischen Parolen. Der Ausstieg aus dem Atomabkommen ist nicht nur ein politisches Thema, sondern auch ein menschenrechtliches, von dem die iranische Bevölkerung in hohem Maße betroffen ist. Das kann den Kriegsbefürwortern im Iran und in anderen Ländern in die Hände spielen. Ich mache mir Sorgen um die iranische Bevölkerung und hoffe, mit diesem Schritt, so klein er auch sein mag, darauf Einfluss zu nehmen.
Sie sind US-amerikanische Staatsbürgerin. Wie bewerten Sie die Politik von Präsident Trump?
Die Wahl Donald Trumps war das Schlimmste, was den USA und vielleicht auch der ganzen Welt passieren konnte. Er schafft überall Probleme. Ich hoffe, dass diese Jahre schnell vorbei sind und seine Ära mit den Neuwahlen 2020 zu Ende geht.♦
Das Interview führte Farhad Payar