Marathon ärgert Hardliner 

Der große Marathon mit über 5.000 Läuferinnen und Läufern aus ganz Iran hat auf der südiranischen Insel Kish nicht nur sportliche Begeisterung, sondern auch heftigen Ärger konservativer Kreise ausgelöst.

Der Lauf fand am 5. Dezember auf drei Streckenlängen von 5, 15 und 42 Kilometern statt. Mehr als 25.000 Besucher*innen reisten für das Event an – für Kish, eine Freihandelszone mit internationalem Tourismus, ein bedeutendes Ereignis.

Kurz nach dem Lauf äußerten staatsnahe Medien jedoch scharfe Kritik bezüglich der Bekleidung von Läuferinnen. Die Nachrichtenagentur Tasnim, die den Revolutionsgarden (IRGC) nahesteht, sprach von „Normbrüchen“ und warf den Veranstalter*innen vor, „vorherige Warnungen missachtet“ zu haben. Das Rennen habe sich „nicht im Rahmen offizieller Vorgaben“ bewegt. Auch andere regimetreue Stimmen sprachen von einem „Verstoß gegen die öffentliche Sittsamkeit“.

Die staatliche Nachrichtenagentur IRNA berichtete, das Café Damon, am Start- und Zielpunkt des Marathons gelegen, sei nach der Veranstaltung von der Polizei versiegelt worden. Es habe sich während des Rennens in einen Treffpunkt für junge Teilnehmer*innen verwandelt.

Zwei Personen festgenommen

Einen Tag nach dem Rennen ließ der Staatsanwalt der Insel Kish verlauten, zwei Personen – ein Verantwortlicher der Freihandelszone und ein Vertreter der veranstaltenden Privatfirma – seien wegen „gesetzeswidriger Handlungen“ festgenommen worden. Beide kamen nach Hinterlegung einer Kaution frei. Er warnte zugleich, die Justiz werde „konsequent gegen jede Verletzung religiöser Prinzipien bei öffentlichen Veranstaltungen“ vorgehen.

Auch das Zentrum für Islamische Seminare kritisierte die Veranstaltung und sprach von einer „Öffnung des Raumes für unsittliche Darstellungen“.

Seit dem Tod von Jina Mahsa Amini 2022 und den darauffolgenden Protesten ignorieren viele Iranerinnen die Pflicht zum Kopftuch. Doch Regierung und Justiz setzen weiter auf Repression.

Justizchef Gholamhossein Mohseni-Ejei hatte am 4. Dezember erklärt, die Förderung sogenannter „sozialer Anomalien“ – insbesondere in Bezug auf „Anstand und Verschleierung“ – sei Teil der „hybriden Kriegsführung des Feindes“ gegen Iran.
Auch Organisator*innen von Veranstaltungen würden künftig „zur Rechenschaft gezogen“, wenn es dort zu „unislamischem Verhalten“ komme.

Davor hatte der Oberste Führer Ali Khamenei in einer Rede Frauen iranische Medien davor gewarnt, „westliche Vorstellungen über Frauen und Geschlechterrollen“ zu verbreiten.

Foto: Social Media

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