Verdächtiger Tod eines Anwalts sorgt für Empörung

Der Tod des iranischen Anwalts Khosrow Alikordi hat eine Welle der Empörung unter iranischen Menschenrechtsaktivist*innen und Jurist*innen ausgelöst. Offizielle Stellen sprechen von einem Herzinfarkt – Kolleg*innen und Angehörige vermuten jedoch einen gezielten Mord.

Der 46-Jährige aus Sabzevar, wohnhaft in der Metropole Maschhad, war am 5. Dezember tot aufgefunden worden. Alikordi hatte unter anderem politische Gefangene, darunter Fatemeh Sepehri, sowie Angehörige von bei Protesten getöteten Demonstrant*innen vertreten. Der Rechtsanwalt war selbst von Februar 2023 bis Februar 2024 in Haft, weil er politische Gefangene und Beschuldigte verteidigt und über die Situation in den Gefängnissen sowie über Menschenrechtsverletzungen an politischen Gefangenen berichtet hatte. Zudem wurde ihm die Anwaltslizenz entzogen.

Nach Angaben des stellvertretenden Gouverneurs der Provinz Khorasan-e Rasawi im Osten Irans hat die Gerichtsmedizin Herzversagen als Todesursache angegeben. Doch mehrere Anwälte und Anwältinnen zweifeln an dieser Version.

Beisetzung unter großer Anteilnahme

Der in Deutschland lebende Rechtsanwalt Sina Yousefi schrieb unter Berufung auf enge Vertraute, es gebe „ernsthafte Unstimmigkeiten“ und Hinweise auf ein Verbrechen. Polizei- und Geheimdienstkräfte hätten Überwachungskameras aus Alikordis Büro entfernt und ein diensthabender Richter sei „unmittelbar am Tatort“ erschienen – ein Vorgehen, das laut Yousefi „auf den Verdacht eines Tötungsdelikts schließen lässt“.

Die im Exil lebende Juristin Marzieh Mohabbi erklärte unter Berufung auf verlässliche Quellen, dass Alikordi durch einen Schlag auf den Kopf getötet worden sei. Der Geheimdienst habe sämtliche Kameras beschlagnahmt, und selbst die Familie habe keinen Zugang zu Informationen über den Fall. 

Laut dem Anwalt Babak Paknia war gegen Alikordi kurz vor seinem Tod ein neues Verfahren eröffnet worden: „Selbst nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis hörten sie nicht auf, ihn unter Druck zu setzen.“ Viele seiner Kolleg*innen bezeichneten Alikordis Tod als „verdächtig“ oder „politisch motiviert“. Menschenrechtsanwalt Amir Raesian erklärte, dass die „direkte oder indirekte Gewalt des Systems“ letztlich zu Alikordis Tod geführt habe.

Lokale Behörden werfen jenen, die Fragen zum Fall stellen, vor, „ausländische Propaganda“ zu betreiben. Berichten zufolge warnte der Geheimdienst mehrere Freund*innen des Verstorbenen telefonisch, öffentlich über den Tod zu sprechen.

Alikordis Beisetzung fand am 7. Dezember in seiner Heimatstadt Sabzevar unter großer Anteilnahme statt. Alikordis Bruder, ebenfalls Anwalt, befindet sich derzeit mit elektronischer Fußfessel unter Hausarrest.

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