Irans Geschäfte mit Indien boomen
Trotz internationaler Sanktionen gegen den Iran wachsen dessen Geschäfte mit Indien. Indien importiert derzeit täglich etwa 300.000 Barrel iranisches Erdöl. Dafür interessiert sich der Iran gegenwärtig vor allem für indischen Weizen und Zucker. Mehr zu den neuen Handelsbeziehungen der beiden Länder.
Iran will bis zu drei Millionen Tonnen indischen Weizen importieren. Das geht aus einem Bericht der indischen Zeitung „Economic Times“ von Donnerstag, dem 22. März, hervor. Demnach haben iranische Unternehmer wie der Mehlweizenfabrikant Kangan, die Firma ALP oder der Handelsunternehmer Magna riesige Weizenbestellungen bei der indischen Behörde für Agrar- und Lebensmittelexporte (APEDA) über die indische Botschaft in Teheran eingereicht. Ein hochrangiger Mitarbeiter der APEDA, der allerdings anonym bleiben will, soll gegenüber „Economic Times“ gesagt haben: „Zwei indische Firmen haben bis jetzt großes Interesse gezeigt, doch exportiert wurde bisher noch nicht.“
Laut dem Bericht sind die indischen Unternehmer besorgt über die Zahlungsmöglichkeiten ihrer iranischen Auftraggeber. Denn durch die vom Westen gegen den Iran verhängten Finanzsanktionen werden derzeit dem Land Finanztransaktionen mit ausländischen Partnern massiv erschwert. Deshalb machte der Iran Indien das Top-Angebot, künftig 45 Prozent des Imports an iranischem Erdöl in seiner Landeswährung Rupien statt mit Dollar zu bezahlen. So versuchte der Iran angesichts der Zahlungsprobleme bei seinen indischen Partnern mehr Vertrauen zu gewinnen. Auch der Mitarbeiter der APEDA glaubt: „Sobald diese Abmachung in der Praxis durchgeführt wird, werden sich sicherlich mehr indische Exporteure für das Geschäft mit dem Iran interessieren.“
Irans Weizenbedarf
Der Iran verbraucht im Jahr etwa 18 Millionen Tonnen Weizen. Laut offiziellen Angaben lag die Erntemenge in diesem Jahr nur bei 13,7 Millionen Tonnen und damit bei etwa 75 Prozent des Bedarfs. Bereits vor vier Jahren musste der Iran infolge einer Missernte neun Millionen Tonnen Weizen vom Weltmarkt importieren. In diesem Jahr sind es etwa vier Millionen Tonnen.
Die will der Iran nicht nur in Indien kaufen, sondern importierte bis Ende Februar bereits eine Million Tonnen Weizen aus Pakistan, Russland und Australien.
Laut einem Bericht der Presseangentur Reuters soll der Iran in diesem Jahr erstmalig auch Weizen aus den USA gekauft haben. Dabei beruft sich Reuters auf Quellen aus der US-Getreideindustrie. Demnach soll der Iran für etwa 160 Millionen Dollar um die 400.000 Tonnen US-Weizen geordert haben. Dem Bericht zufolge sind 120.000 Tonnen davon bereits ausgeliefert. Ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums der Vereinigten Staaten soll diese Meldung bestätigt haben. Das Geschäft sei über das US-Finanzministerium gelaufen.
Verhandlungen in Zeiten der Sanktionen
Indiens zunehmendes Interesse an einer Verbesserung der Handelsbeziehungen mit dem Iran erfolgt trotz der verhängten Sanktionen gegen den Finanz- und Ölsektor des Landes. Kein einfaches Geschäft, denn durch die internationalen Sanktionen gegen die iranische Zentralbank konnte Indien für mehrere Monate seine Zahlungen für iranische Erdöllieferungen nicht ausgleichen. Umso wichtiger war der Besuch einer indischen Wirtschaftsdelegation Anfang März im Iran. Dabei wurde nicht nur beschlossen, dass der Iran für 45 Prozent seines Erdöl-Import künftig Rupien statt Dollar zahlen wird, sondern auch, dass beide Länder ihr Handelsvolumen in den nächsten vier Jahren auf 25 Milliarden Dollar steigern werden. Der Leiter der „Federation of Indian Export Organzations“, Rafeeq Ahmed, bezeichnete dies als eine deutliche Aufstockung. Denn Indien importiert derzeit iranisches Öl für mindestens 9 Milliarden US-Dollar pro Jahr sowie weitere Waren im Wert von 2 Milliarden Dollar. Der Iran hingegen importiert seinerseits indische Waren im Wert von 2,7 Milliarden Dollar pro Jahr.
Neues wirtschaftliche Kapitel
Das wird sich nun ändern. Beide Länder haben beschlossen, ihre wirtschaftlichen Beziehungen massiv auszubauen. So wird der Iran neben Weizen bis Ende April auch etwa 60.000 Tonnen Zucker aus Indien einführen. Ein Großteil davon sei bereits im indischen Hafen Mumbai transportbereit, so iranische Nachrichtenagenturen.
Dabei bekräftigte der Generalsekretär der Teheraner Handelskammer, Mohammad Mehdi Rasekh, erneut, dass man die Handelsbeziehungen weiter ausbauen werde. ”Es gibt viele Dinge in Indien, die wir im Iran benötigen, etwa in den Bereichen Lebensmittelindustrie, Metall, Kfz-Teile und Autos.“
FW / Forough Hossein Pour
Quelle: Deutsche Welle / Persian
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