Diesel-Schmuggel – ein zunehmend einträgliches Geschäft
Täglich werden etwa 6 Millionen Liter Diesel aus dem Iran heraus geschmuggelt. Das sind laut dem iranischen Ölministerium 27 Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig will die Regierung Diesel ab März 2013 rationieren.
Ob im 20-Liter-Plastikbehälter im Kleinlastwagen oder per Frachter über die See: Es gibt viele Wege, auf denen iranische Schleichhändler täglich Millionen Tonnen Diesel illegal aus dem Iran in die Nachbarländer transportieren. Dort können sie den Sprit zum zwanzigfachen Preis verkaufen. Beliebteste Ziele sind die Türkei, Afghanistan, der Irak und vor allem Pakistan.
Ein kleiner Preisvergleich macht das lukrative Geschäft deutlich: Drei Liter Diesel kosten im Iran nur 2 Cent. In Pakistan kostet ein Liter schon 1,20 Euro. Dazu kommt, dass die Wechselkurse im Iran einen Rekordstand erreicht haben. So können die Schwarzhändler noch mehr Rendite erzielen. Vor einem Monat beschlagnahmte die Polizei etwa 300.000 Liter Diesel, die illegal auf einem Frachter im Persischen Golf transportiert wurden.
Fabrikbesitzer als Schmuggler
Laut einem Bericht der iranischen Nachrichtenagentur FARS sind auch Fabrikanten bei dem Sprit-Schmuggel aktiv. Verantwortlichen sollen Beweise vorliegen, aus denen hervorgeht, dass einige Produzenten im Süden des Landes falsche Angaben zu ihrem Dieselverbrauch gemacht hätten. Dabei hätten die Fabrikanten bei Anträgen für subventionierten Sprit zum Teil doppelte Verbrauchsmengen mitgeteilt, um den vergünstigten Diesel zu hohen Preisen auf dem illegalen Markt weiter zu verkaufen. Auch einige zuständige Behörden in den betroffenen Regionen sollen darüber informiert gewesen sein, heißt es in dem Bericht.
Behörden beteiligt
Hinzukommen die vielen illegalen Grenzübergange des Landes, an denen nicht nur Diesel, sondern auch Drogen, Alkohol, Zigaretten und Medikamente geschmuggelt werden.
Ein Milliardengeschäft, das längst kein Geheimnis mehr ist. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad sagte kürzlich in einer Rede: „Alle illegalen Grenzübergange des Landes müssen geschlossen werden.“ Zudem stellte er fest, dass jede Organisation, Institution und Einrichtung für sich eine passende Nische gefunden hätte, um heimlich Import-Export-Geschäfte zu betreiben. Dabei nutzte der Regierungschef die tobenden Machtkämpfe innerhalb des konservativen Lagers aus und griff nicht nur
die Fahrlässigkeit der Behörden an, sondern zielte auch auf die Mitwirkung von militärischen Einrichtungen wie der iranischen Revolutionsgarde: „Ganz gleich, ob eine Ware der Sicherheit, der Information oder militärischen Zwecken dienen sollte – alles muss von nun an durch unseren staatlichen Zoll und über die offiziellen Grenzen laufen“, so Ahmadinedschad. Er hatte zuvor indirekt die Revolutionsgarde beschuldigt, am Schmuggelgeschäft beteiligt zu sein.
Tatsächlich sprechen die Zahlen über den illegalen Handel im Iran für sich: Ein iranischer Parlamentarier und Angehöriger des Wirtschaftsausschusses schätzte im Sommer 2011 die Einnahmen aus dem illegalen Markt auf 20 Milliarden US-Dollar.
Rationierung als Kampfmittel
Täglich werden etwa 95 Millionen Liter Diesel im Iran hergestellt. „Derzeit kosten drei Liter Diesel zum subventionierten Preisen etwa 450 Tuman – umgerechnet etwa 2 Eurocent – und somit weniger als ein Liter Wasser mit 500 Tuman“, so Irans Erdöl Minister Rostam Ghasemi am vergangenen Mittwoch. Neben Preisänderungen sieht der Ölminister eine weitere Maßnahme zur Bekämpfung von Diesel-Schmuggel darin, den Sprit zu rationieren.
In 16 iranischen Provinzen wird Diesel gegenwärtig bereits rationiert. Mit der neuen Regelung, die voraussichtlich ab März 2013 gelten soll, will die Regierung nun auch die weiteren 13 Provinzen dazu holen.