Iran darf auf Vollmitgliedschaft in der Shanghai-Organisation hoffen

Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit wurde vor dreizehn Jahren gegründet. Obwohl sie als anti-amerikanisch gilt, waren bisher alle Bemühungen des Iran um eine Vollmitgliedschaft gescheitert. Doch nun hat die Islamische Republik große Chancen, sich ihren Wunsch zu erfüllen.
Bisher hat der Iran bei der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) nur einen Beobachterstatus. Seit Jahren versucht die Islamische Republik allerdings, neben China, Kasachstan, Kirgistan, Russland, Tadschikistan und Usbekistan die volle Mitgliedschaft in der Organisation zu erlangen. Bislang jedoch vergeblich, denn bis jetzt hieß es: „Solange die UN-Sanktionen gegen den Iran gelten, darf dieser der SOZ nicht beitreten.“
Nun könnten jedoch die internationalen Sanktionen gegen Russland dem Land dazu verhelfen, sein ersehntes Ziel zu erreichen. Schon im Vorfeld des am 12. September beginnenden Gipfeltreffens der SOZ in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe hatte Russland angedeutet, der Iran könne doch beitreten. Ein festes Datum dafür wurde zwar nicht genannt, spekuliert wird aber über das Jahr 2015. Vorher werden drei andere Länder mit bisherigem Beobachterstatus – Indien, die Mongolei und Pakistan – in die SOZ aufgenommen. Sollte die Aufnahme aller vier Länder gelingen, wird die SOZ nach Meinung von Experten zu einer ernsthaften Alternative zu der transatlantischen Allianz. Denn ihre Mitgliedsländer würden dann über 50 Prozent der globalen Gas- und etwa 20 Prozent der Erdölreserven verfügen und fast die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentieren.
Ziele der Shanghai-Organisation

Die Mitglieder und Beobachter der SOZ verfügen über 50 Prozent der globalen Gas- und etwa 20 Prozent der Erdölreserven
Die Mitglieder und Beobachter der SOZ verfügen über 50 Prozent der globalen Gas- und etwa 20 Prozent der Erdölreserven

Die SOZ wurde im Juni 2001 mit dem Hauptziel gegründet, Spannungen in der Region abzubauen. Im Juni 2002 unterschrieben die Mitgliedsstaaten eine Charta, in der auf „vertrauensbildende Maßnahmen“ sowie die Bekämpfung von Terrorismus, Extremismus und Separatismus besonderen Wert gelegt wird. Auch die wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit wird darin unterstrichen.
Der Iran bekam bereits 2005 Beobachterstatus bei der SOZ, aber erst 2007 erschien der damalige iranische Präsident Mahmoud Ahmadinedschad erstmals auf einem Gipfeltreffen der Organisation. Das wurde damals von den westlichen Ländern, allen voran den USA, scharf kritisiert. Doch in diesem Jahr gibt es keinen westlichen Widerstand mehr gegen die Beteiligung des Iran am Gipfeltreffen. Seitdem der moderate Präsident Hassan Rouhani einen auf Entspannung orientierten außenpolitischen Kurs angeschlagen hat, hat auch die Kritik aus dem Westen am Iran an Schärfe verloren. Für den moderaten Geistlichen Rouhani sind Gespräche mit seinen russischen und chinesischen Amtskollegen Wladimir Putin und Xi Jinping geplant.
Untersuchungen haben gezeigt, dass die SOZ eine antiamerikanische, aber keine grundsätzlich anti-westliche Politik verfolgt. Und das passt sehr gut zu der derzeitigen Linie der Islamischen Republik. Auch wenn Hassan Rouhani also vorerst doch in der Fan-Loge der Shanghai-Organisation sitzen bleibt: Die Voraussetzungen für die Aufnahme seines Landes in die asiatische Allianz waren noch nie so gut wie jetzt.
 TAHER SHIR MOHAMMADI