Unterdrückung der Sufis

Am 3. Oktober wurden sieben Aktivisten der Gonabadi Derwische aus dem Gefängnis entlassen. Zuvor waren bei Übergriffen iranischer Sicherheitskräfte zahlreiche Derwische verletzt und misshandelt worden. Es gab einen Toten.

In der Nacht zum 3. September wurden zahlreiche Mitglieder der paramilitärischen Basij-Schläger nach Quar gebracht, um gegen die Gonabadi Derwische zu demonstrieren. Laut der Nachrichtenseite  „Majsubane Nour“ hatte ein junger Mullah die Bewohner der Stadt aufgefordert, gegen die Derwische zu protestieren. Daraufhin gab es drei Tage lang Ausschreitungen gegenüber Derwischen durch die Basij und andere Sicherheitskräfte. Dabei wurde der Derwisch Vahid Banani getötet, viele verletzt und zahlreiche verhaftet.  Am 11. September haben sich einige Derwische vor dem Evin Gefängnis in Teheran versammelt und die Freilassung der Verhafteten gefordert. Die Sicherheitskräfte verhafteten 23  der Demonstranten. Sieben der Inhaftierten wurden am 3. Oktober freigelassen.
„Tod den pseudo-Derwischen“
„Die Unterdrückung der Derwische aller Orden wird vom Staat mit dem Kampf gegen Pseudo-Sufis rechtfertigt“, sagt Sufi-Experte Seyed Mostafa Azmayesh, Sprecher der Internationalen Organisation zum Schutz der Menschenrechte im Iran. „Der Staat sendet in letzter Zeit in Großstädten wie Teheran instruierte Mullahs zu öffentlichen Plätzen, um gegen die Sufis zu hetzen. In kleinen Ortschaften werden mit Hilfe der Basij auf Mauern Parolen wie `Tod den amerikanischen Derwischen´ geschrieben“.

Viele der Versammlungsorte der Gonabadi Derwische wurden in den letzten Jahren zerstört. Foto: Hosseinieh der Derwische in Ghom.
Viele der Versammlungsorte der Gonabadi Derwische wurden in den letzten Jahren zerstört. Foto: Hosseinieh der Derwische in Ghom.

Diese Ereignisse bedeuten nun eine neue Qualität der Unterdrückung. Bisher hätten die Sicherheitskräfte nicht mit dieser Vehemenz zu den Waffen gegriffen.
Die iranischen Gonabadi Derwische betrachten sich als Schiiten. Laut Azmayesh interessieren sich Sufis „für eine sogenannte substanzielle Entwicklung ihres Wesenkerns.  Sie wenden ihre eigenen Methoden an, um ihre geistig-seelischen Fähigkeiten zu entfalten“. Dieser Schulungsweg sei älter als jede bekannte Religion.  Die Gonabadi Derwische folgen nicht den religiösen Führern der Islamischen Republik sondern ihren eigenen Ordensführer.
Systematische Unterdrückung seit 2005
Die ersten offensichtlichen Konfrontationen zwischen staatlichen Sicherheitskräften und den Gonabadi-Derwischen ereigneten sich 2005. Sicherheitskräfte versuchten damals in Ghom den Versammlungsort der Sufis (Khangah) zu schließen. Im Gespräch mit Transparency-for-iran.org sagt Dr. Azmayesh: „Die Unterdrückung der Sufis und Derwische hat nie aufgehört, sie hatte nur Höhen und Tiefen“. Der Staat nutze zur Unterdrückung der Gonabadi Derwische sämtliche Instrumente wie konstruierte Fälle an den Gerichten oder Entlassungen aus dem öffentlichen Dienst.
Im Januar 2009 wurden in Isfahan bei einem Freitagsgebet gegen die Sufis gehetzt, danach zerstörten die Basijis und Sicherheitskräfte einen Versammlungsort der Derwische. Einige Tage später wurden bei einem Protest der Derwische vor dem Parlament in Teheran 60 von ihnen verhaftet.
Protestbriefe nützen kaum
Die Gonabadi Derwische forderten schon zahlreiche Male die Beendigung der Unterdrückung und Gewalt. Vor einigen Monaten, nachdem viele von Ihnen aus verschiedenen Gründen landesweit verhaftet wurden, kritisierten sie in einem Brief an den geistlichen und politischen Führer des Landes, Ayatollah Khamenei, die Unterdrückung ihres Ordens. Die Zerstörung der Versammlungsorte in den Städten Ghom, Borujerd und Isfahan, die Verhinderungen ihrer Zeremonien in verschiedenen Städten, das Verbot für den führenden Derwisch, in seine Heimatstadt zu reisen, die Entlassungen von Derwischen aus dem öffentlichen Dienst und aus Kulturzentren sowie die Gewalt, die Misshandlungen und Verhaftungen sei Unrecht, das dem Orden bereits seit Jahren angetan werde.