Einer der beliebtesten Schauspieler des Landes, Ezatollah Entezami, hatte offenbar den iranischen Präsidenten bei der Anmeldung für die Kandidatur seines Favoriten und engsten Beraters, Rahim Mashai, für die anstehenden Präsidentschaftswahlen begleitet. Der 89jährige Entezami hat jetzt erklärt, dass man ihn ohne seine Zustimmung zu diesem Termin manövriert habe.
Der wahrscheinlich inszenierte Auftritt dieses Trios im Innenministerium wurde fotografiert und in mehreren Internetportalen veröffentlicht. Entezamis „Werbeauftritt“ sorgte bei den iranischen Kunst- und Kulturschaffenden für Empörung. Es sei „dem alten Meister“ nicht würdig, an der Seite der beiden Politiker zu erscheinen.
Filmschaffende haben in den letzten Monaten ständig darauf hingewiesen, dass Ahmadinedschads Regierung das iranische Kino ruiniert habe.
Viele Parlamentarier und einflussreiche Geistliche haben das Erscheinen des Präsidenten bei der Anmeldung seines Favoriten Rahim Mashai als Wahlpropaganda bewertet und verlangen von der Justiz „angemessene Schritte“ gegen „diese Gesetzeswidrigkeit des Präsidenten“.
Mit Blaulicht und Sirene durch die Straßen

Der international mehrfach ausgezeichnete Schauspieler behauptet, von dem Ganzen nichts gewusst zu haben. In einer Erklärung, die am Freitag im Internet veröffentlicht wurde, schreibt er: „Zum Registrieren der Kulturstiftung „Entezami“ habe ich über Monate alles versucht, unter anderem habe ich Herrn Rahim Mashai um Unterstützung gebeten.“
Der engste Berater des Präsidenten gab daraufhin dem Künstler einen Gesprächstermin: „Am vergangenen Samstag wurde ich abgeholt“, schreibt Entezami. Er sei von zwei Männern abgeholt worden: „Mit Sirene und Blaulicht fuhr der Wagen geschwind durch die Straßen, eine der Begleitpersonen machte per Funk permanent Ortsangaben.“ Das habe ihn „stutzig gemacht“.
Plötzlich habe der Wagen angehalten und Rahim Mashai sei erschienen. Entezami, der glaubte, dass die Gunst der Stunde gekommen sei, bittet Mashai erneut um Unterstützung bei der Registrierung seiner Kulturstiftung. Der Präsidentenberater sicherte ihm zu, „gleich den Fall zu erledigen.“ Dann seien sie in getrennten Wagen weitergefahren.
„Mir kam das Ganze suspekt vor“, schreibt der Schauspieler in seiner Erklärung: „Durch die langen Korridore des Innenministeriums hetzend, konnte ich nur schwerlich mit dem jungen Begleiter Schritt halten. Ich war erschöpft und habe mich bei nächster Gelegenheit hingesetzt und gesagt, ich könne keinen Schritt mehr weiter.“
Dann seien der Präsident Ahmadinedschad und sein Wunschkandidat Rahim Mashai auf den Schauspieler zugegangen und neben ihm Platz genommen. Es seien hektisch Fotos gemacht worden: „Und dann waren sie alle plötzlich weg“.
Kritik an Ahmadinedschad

Wegen des „Verstoßes gegen das Wahlgesetz“ droht dem amtierenden Präsidenten eine Klage. In einem Brief an das iranische Justizministerium kritisierten mehr als 150 Parlamentsabgeordnete die Begleitung von Rahim Mashai bei seiner Anmeldung im Innenministerium. „Der amtierende Präsident darf nicht für oder gegen einen Kandidaten Partei ergreifen“, heißt es in dem Brief.
Bereits davor versicherte der Sprecher des Wächterrats Abasali Kadkhodai, der „Verstoß gegen das Wahlgesetz“ sei vom zentralen Wahlausschuss bestätigt.
Ahmadinedschad dagegen verteidigt die Begleitung seines Schwagers und Vertrauten Rahim Mashai als „private Angelegenheit“. Er sei nicht bei der Begleitung als Präsident aufgetreten, denn er habe sich an dem Tag freigenommen.
Der 11. Urnengang für die iranische Präsidentschaft findet am 14. Juni statt.
FP
 
Ezatolah Entezami, geboren 1924 in Teheran, zählt zu den bekanntesten Schauspielern Irans.1958 schloss er sein Schauspiel-Studium an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover ab. 1969 feierte er sein Debüt als Film-Schauspieler mit dem Film „Die Kuh“ in der Regie von Dariush Mehrjui. Der Film erhielt 1971 den Goldenen Hugo auf dem „Chicago International Film Festival“. Entezami spielte mit renommierten iranischen Regisseuren in zahlreichen Filmen und Theaterstücken.