Gute Nachrichten für iranische KünstlerInnen
Gleich mehrfach haben iranische Kulturschaffende Grund zur Freude: Eine regimekritische Cartoonistin wird überraschend vorzeitig aus der Haft entlassen, und viele IranerInnen erhalten bei internationalen Wettbewerben Auszeichnungen. Ebenfalls erfreulich ist der scheinbare Wille der Politik, geltende Copyright-Regelungen endlich durchzusetzen.
Die zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilte iranische Cartoonistin und Frauenrechtlerin Atena Farghadani ist vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Die 30-Jährige war im September 2014 wegen einer von ihr auf Facebook veröffentlichen Zeichnung inhaftiert worden. Die Karikatur zeigt sechs Männer mit Affen- und Kuhköpfen, die Wahlzettel in eine Urne werfen. Damit verspottete Farghadani iranische Parlamentarier, die damals über ein neues Frauen- und Familiengesetz abstimmten. Das Gesetz beabsichtigte, den Zugang zu Verhütungsmitteln, das Scheidungsrecht und das Recht auf freiwillige Sterilisierung einzuschränken. Ihr wurde „Verbreitung von Propaganda gegen die Islamische Republik“, „Beleidigung von Parlamentsabgeordneten durch Zeichnungen“ und „Beleidigung des Geistlichen Führers“ vorgeworfen.
Farghadani war damals zunächst gegen Kaution freigelassen worden. Allerdings wurde ihr untersagt, ihr Masterstudium an der Hochschule der Künste in Teheran fortzusetzen. Während ihrer Zeit in Freiheit veröffentlichte sie auf Youtube ein Video, in dem sie von Misshandlungen im Gefängnis berichtete. Kurz nach dessen Veröffentlichung wurde sie im Januar 2015 erneut verhaftet und zu zwölf Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Während ihrer Zeit im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis, in dem zahlreiche Dissidenten und Oppositionelle gefangen gehalten werden, führte Farghadani einen Hungerstreik durch und erlitt einen Herzinfarkt.
Der Anwalt der Cartoonistin, Mohammad Moghimi, ging jedoch in Berufung, so dass die Haftstrafe am 25. April überraschend auf 18 Monate reduziert wurde. „Die Entscheidung des Berufungsgerichts macht es Frau Farghadani möglich, wieder ein normales Leben in der Gesellschaft zu führen“, schrieb Moghimi nach der Urteilsverkündung auf seiner Facebookseite.
Kulturminister fordert Einhaltung der Copyright-Regelungen
Der iranische Kulturminister Ali Jannati hat vergangene Woche in einer Rede vor iranischen KünstlerInnen und Kulturschaffenden bei einem Seminar über den Schutz geistigen Eigentums die mangelnde Einhaltung der Copyright-Bestimmungen im Iran kritisiert und Justizminister Mostafa Pourmohammadi aufgefordert, ihn bei der Durchsetzung dieser Regeln zu unterstützen. „Wenn das Justizministerium mit uns nicht kooperiert, können wir die Copyright-Bestimmungen nicht durchsetzen“, zitieren iranische Medien Jannati. „Aber wenn auf die Einhaltung dieser Bestimmungen künftig verstärkt geachtet wird und öffentliche Institutionen zuverlässiger mit uns kooperieren, können wir das geistige Eigentum unserer Kulturschaffenden besser schützen“, so der Kulturminister weiter. In der Islamischen Republik gebe es noch immer gravierende Probleme mit Raubkopien und Fälschungen von Büchern, Filmen und Musikalben. „Die künstlerische Produktion eines Kulturschaffenden ist ihm wie sein eigenes Kind. Wird dem Künstler sein Kind gestohlen, fehlt ihm die Motivation weiterzumachen“, so Jannati in seiner Rede.
Der Iran plane zudem möglichst bald die internationale „Berner Übereinkunft zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst“ zu unterzeichnen, so der Kulturminister in Anwesenheit zahlreicher iranischer KünstlerInnen, die in den vergangenen Jahren immer wieder die laxen Copyright-Bestimmungen kritisiert hatten.
Iranische Fotografen bei UNESCO-Fotowettbewerb siegreich
Gleich mehrere iranische Fotografen wurden im Rahmen des internationalen UNESCO-Fotowettbewerbs „Zeig uns das Afghanistan, auf das du stolz bist“ mit Preisen ausgezeichnet.
Den Hauptpreis des Wettbewerbs gewann der Iraner Ali-Hamed Haghdoust. Das Foto zeigt afghanische Kinder beim Karussellfahren. „Der Sieger des Wettbewerbs hat ein starkes Kunstwerk geschaffen, indem er die karussellfahrenden Kinder aus der Froschperspektive vor dem blauen Himmel festgehalten hat. Die Dynamik, Jugend und Farbenpracht des Fotos zeichnen ein Bild von der Zukunft des Landes. Das Foto erinnert jedoch auch an Traditionen aus der Vergangenheit, indem es ein Kind ablichtet, wie es auf dem Karusselpferd sitzend versucht vom Boden eine Münze aufzuheben, was eine Anspielung auf das traditionelle Buzkashi-Spiel der Afghanen ist“, lobte eine von der UNESCO zusammengestellte internationale Jury das Siegerfoto.
Der zweite und dritte Platz des Hauptwettbewerbs ging ebenfalls an Iraner, Reza Sahel und Mohammad-Ali Sheida. In der Kategorie Handy-Foto gewann der Iraner Hamidreza Rahmani.
Ins Leben gerufen wurde der Wettbewerb von der afghanischen Regierung in Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk UNESCO. Ziel ist es, durch die Fotos unter der Bevölkerung Afghanistans ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu erzeugen.
Iranische Architekturprojekte ausgezeichnet
Die amerikanische Online-Plattform für Architektur und Design Architizer hat vier iranische Architekturprojekte ausgezeichnet. Mit dem ersten Preis des A+Award in der Kategorie „unfertige Sportstätten“ wurde das sich im Bau befindliche Teheraner „Polour Rock Gym“ ausgezeichnet. Verantwortlich für das Bauwerk sind Lida Almasian und Shahin Heidari. Diese erhielten sowohl den Publikums- als auch den Jurypreis des Wettbewerbs.
In der Kategorie „niedrigstöckige kommerzielle Bauwerke“ konnten sich wiederum Ahmad Bathai und Farshad Mehdizadeh mit dem Einkaufszentrum „Termeh Office“ in Hamedan gegenüber der Konkurrenz durchsetzen. Das Projekt wurde mit dem A+ Jurypreis ausgezeichnet. Ebenfalls durchsetzen konnte sich Kourosh Rafiei mit dem Design des „Sohanak Swimmingpools“ in Teheran. Er erhielt den A+ Publikumspreis in der Kategorie „Erholungsstätten“. Den Publikumspreis in der Kategorie „niedrigstöckige Mehrfamilienwohneinheiten“ gewann ein Projekt des iranischen Architekturbüros ReNa Design mit Namen „Afsharian’s House“.
In mehr als 60 Kategorien – vom Wohnhaus bis zum Wolkenkratzer, von der Bibliothek bis zur Brücke – ermittelt das amerikanische Architekturportal Architizer jährlich preiswürdige Bauwerke. Die Auszeichnung gehört zu den höchsten Würdigungen, die ArchitektInnen erhalten können. Es gibt jeweils einen Publikumsentscheid, bei dem Hundertausende online für ihre Favoriten abstimmen, und einen Juryentscheid. Die Bauten dürfen nicht älter als drei Jahre sein.
JASHAR ERFANIAN