Rouhani besänftigt KritikerInnen
Die einen werfen der Regierung von Hassan Rouhani vor, Verstößen gegen islamische Regeln nicht streng genug entgegenzutreten, die anderen beklagen, Rouhani halte immer noch an zu vielen alten Regeln fest. Die Regierung möchte beiden Seiten gerecht werden. Kulturnachrichten aus dem Iran.
Irans moderater Präsident Hassan Rouhani hat sich in einer Rede bei der Preisverleihung zum „Buch des Jahres“ in Teheran für mehr literarische Freiheiten ausgesprochen. „Natürlich sollte man für die Verleger gewisse Richtlinien aufstellen, die unsere moralischen Werte, die nationale Sicherheit oder unsere Heiligtümer betreffen. Aber es sollten nicht immer neue Richtlinien dazu kommen“, so Rouhani. In der Frage, welche Bücher letztendlich zum Druck freigegeben werden dürfen, sprach sich der Regierungschef dafür aus, verstärkt branchenkundige Expertise einzuholen: „Bei solchen Entscheidungen müssen die Meinungen anderer VerlegerInnen, SchriftstellerInnen und WissenschaftlerInnen Gehör finden“, so Rouhani. Auch sprach sich der Geistliche dafür aus, die Veröffentlichungshürden für Neuauflagen zu senken: „Wenn ein Buch bereits einmal erschienen ist, sollte es nicht bei jeder Neuauflage erneut durch einen höchst bürokratischen Prozess gehen müssen“, so Rouhani.
In den vergangenen Monaten ist Rouhani mehrfach von VerlegerInnen dafür kritisiert worden, die von ihm versprochenen Verbesserungen im Literaturbetrieb nicht realisiert zu haben. Im Iran müssen VerlegerInnen für die Veröffentlichung ihrer Bücher eine Druckgenehmigung beim Kulturministerium beantragen. Dort werden die Texte kontrolliert und zensiert.
Keine Zustimmung für weiblichen Solo-Gesang
Das iranische Kulturministerium hat Medienmeldungen dementiert, es habe der Veröffentlichung eines Solo-Albums der iranischen Sängerin Nooshin Tafi zugestimmt. Tafi singe auf ihrem Album „Love You, Oh Ancient Land“ nicht allein, sondern gemeinsam mit dem Sänger Mohsen Keramati, so Kulturminister Ali Jannati. In der vergangenen Woche hatten sich mehrere konservative Parlamentarier und Kleriker über die Veröffentlichung des vermeintlichen Solo-Albums entrüstet gezeigt und dem Ministerium vorgeworfen, „unislamischem Handeln“ Tür und Tor zu öffnen.
„Der Unmut der geschätzten Geistlichen, deren religiös motivierten Sorgen wir natürlich ernst nehmen, basiert auf falschen Informationen, die Nachrichtenportale in die Welt gesetzt haben, sagte Jannati gegenüber iranischen Medien.
Seit der islamischen Revolution 1979 ist Frauen das Solo-Singen vor gemischtem Publikum verboten. Nach Meinung der Konservativen verführt die weibliche Stimme Männer zur „Amoralität“. Sängerinnen dürfen aus diesem Grund nur im Chor oder in Ensembles gemeinsam mit Männern singen.
Nach dem Amtsantritt des moderaten Präsidenten Hassan Rouhani im Sommer 2013 wurden diese Einschränkungen jedoch infrage gestellt. So forderte Dariush Pirniyakan, der damalige Vorsitzende des Dachverbands iranischer Musikschaffender „Haus der Musik“, die Politik auf, die öffentliche Ausstrahlung von Musik mit Solo-Frauenstimmen künftig zu erlauben. Etwa 50 Prozent der Musikschaffenden im Iran seien weiblich, was jedoch durch die restriktive Kulturpolitik nicht zum Vorschein käme, so Pirniyakan kurz nach Rouhanis Amtsantritt. Seine Äußerungen lösten damals eine heftige Debatte aus, in der auch Kulturminister Ali Jannati Stellung bezog: Die Geistlichkeit sei sich nicht einig, ob Sologesang von Frauen nach islamischem Recht erlaubt oder verboten sei, so Jannati. Im Grunde könnten Sängerinnen öffentlich auftreten, wenn sie sich dabei aus islamischer Sicht nicht unmoralisch verhielten, so der Minister damals.
„Bester iranischer Film“
Abdolhassan Davoudis Filmdrama „Rokhe divaneh“ („Crazy“ ) ist beim 33. Internationalen Fajr-Filmfestival in Teheran als bester Film des Jahres mit dem Kristallphönix – auf Persisch „Simorgh Bolourin“ – ausgezeichnet worden. Davoudis Frau Bita Mansouri, Produzentin des Films, nahm den Preis entgegen. Der Regisseur hatte doppelten Grund zur Freude: Er konnte sich auch in der Kategorie „Beste Regie“ durchsetzen. „Diese Auszeichnung ist das Resultat von sechs Jahren Geduld und hartem Kampf, den meine Frau geführt hat“, so der Regisseur in seiner Dankesrede. Während der Präsidentschaft des ultrakonservativen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad war dem Künstlerpaar die Realisierung ihres Filmprojektes von den damaligen Verantwortlichen im Kulturministerium untersagt worden.„Crazy“ ist die Geschichte einer Gruppe junger IranerInnen, die sich über das Internet kennen lernen, und infolge dessen in Schwierigkeiten geraten. So handelt der Film von den Möglichkeiten und Gefahren, die das Internet für die Gesellschaft bieten kann.
Im Vorfeld des diesjährigen Filmfests hatte es starke Kritik an der Veranstaltung gegeben, da von 88 Filmen, die sich für den Wettbewerb angemeldet hatten, nur 22 zugelassen wurden. Das Internationale Fajr-Filmfestival wurde am 11. Februar 1982 zum Jahrestag der Islamischen Revolution unter Aufsicht des Kulturministeriums ins Leben gerufen. Die Preise des Festivals werden in den Kategorien „Internationaler Film“ und „Nationaler Film“ verliehen. Der internationale Teil des Festivals wurde in diesem Jahr zum ersten Mal vom nationalen Teil getrennt. Die ausländischen Filmbeiträge werden Ende April in Teheran in einem einwöchigen Extra-Wettbewerb vorgeführt.
Auszeichnung für Fotografen
Der iranische Fotojournalist Arash Khamooshi ist beim diesjährigen World-Press-Photo-Wettbewerb in der Kategorie „Spot News“ mit dem dritten Platz ausgezeichnet worden. Den Preis erhielt Khamooshi für seine Fotoreihe „Act of Forgiveness“ (deutsch: Akt des Vergebens). Der ISNA-Fotojournalist bildet darauf ab, wie eine Mutter in der nordiranischen Stadt Qaem-Shahr den Mörder ihres Sohnes kurz vor der Hinrichtung begnadigt. Der 25-jährige Täter hatte vor acht Jahren den damals 18-jährigen Sohn der Frau erstochen. Statt des Stricks bekam der Täter eine Ohrfeige von der Mutter. Die Fotoreihe zeigt zudem, wie sich nach der Begnadigung die Verwandten des Opfers und des Mörders weinend in die Arme fallen.
Beim jährlich durchgeführten World-Press-Photo-Wettbewerb wird das Pressefoto des Jahres gewählt. Die Wahl gilt als weltweit höchste Auszeichnung unter Fotografen. Jedes Jahr treffen zum Einsendeschluss Ende Januar Zehntausende Pressefotos von freien Fotojournalisten, Presseagenturen, Zeitungen und Magazinen bei World Press Photo in Amsterdam ein. Die Einsendungen umfassen alle wichtigen nachrichtenbezogenen Ereignisse des Vorjahres. Damit ist der Wettbewerb immer auch ein Resümee des aktuellen Weltgeschehens. Neben der Wahl zum Pressefoto des Jahres, die der Däne Mads Nissen dieses Jahr für sich entscheiden konnte, werden Preise zehn Kategorien vergeben.
JASHAR ERFANIAN
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