„Frauen unter 40 Jahren sind unmündig“

Ein Gesetzentwurf im Iran sorgt für Aufregung im Internet: Unverheiratete Frauen unter 40 sollen nicht mehr eigenständig einen Reisepass beantragen dürfen. Obwohl das Vorhaben im Parlament noch nicht zur Debatte steht, wird es von IranerInnen innerhalb und außerhalb des Landes heiß diskutiert.
Der Ausschuss für nationale Sicherheit und Außenpolitik des iranischen Parlaments hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, der ledigen Frauen das Recht abgespricht, eigenständig einen Reisepass zu beantragen. Künftig sollen sie dazu das Einverständnis ihres Vaters oder ihres „gesetzlichen Vormundes“ benötigen. Die Begründung: Eine Frau könne allein ihre Sicherheit nicht gewährleisten und auf sich aufpassen. Dazu bräuchte sie einen Mann.
Warum dürfen sie wählen?
Im Internet macht seit einigen Tagen ein Artikel der Runde, der die Frage stellt: „Wenn Frauen unmündig sind, warum dürfen sie dann wählen?“ Der Text wurde ursprünglich im iranischen Nachrichtenportal Aftabnews veröffentlicht. Die Autorin Touran Valimorad kritisiert darin das Gesetzesvorhaben und stellt die Frage: „Wie kommen ein paar Männer, die auch von Frauen ins Parlament gewählt wurden, dazu, iranische

Touran Valimorad - Foto: iranzanan.ir
Touran Valimorad - Foto: iranzanan.ir

Frauen für unmündig zu erklären?“ Sie erinnert daran, dass „diese in ihren Augen schwachen Personen“ an der islamischen Revolution von 1979, am Krieg gegen den Irak (1980 – 1988) und an den gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen des Landes maßgeblich beteiligt waren.
Valimorads Artikel wurde auch vom Nachrichtenportal Khabar-Online veröffentlicht, das dem Parlamentspräsidenten Ali Larijani nahesteht. Dort wurde der Text wie kaum ein anderer vielfach kommentiert. Während die meisten weiblichen Kommentatoren den Gesetzentwurf scharf kritisieren, befürwortet die Mehrheit der männlichen das Vorhaben der Parlamentarier.
 
Abgeordnete anrufen!
„Teilen wir unsere Einwände den Abgeordneten mit“, heißt ein anderer weit verbreiteter Artikel im Internet. Verfasst von „Change for Equality“, einer Gruppe von Frauenaktivistinnen, kritisiert er den diskriminierenden Gesetzesentwurf und teilt die Telefonnummern von mehreren Abgeordneten, darunter auch Mitglieder der Ausschüsse für nationale Sicherheit und Außenpolitik, mit. Die User werden gebeten, die Parlamentarier anzurufen und ihnen ihre Meinung mitzuteilen.


"Change for Equality" veröffentlicht die Telefonnummern der Abgeordneten mit der Bitte: "Ruft sie an und sagt Eure Meinung!"
"Change for Equality" veröffentlicht die Telefonnummern der Abgeordneten mit der Bitte: "Ruft sie an und sagt Eure Meinung!"

 
Sepidedam, eine im Iran verbotene Website, die den Anhängern des Oppositionsführers Mir Hossein Mousavi gehört und weiter auf Facebook veröffentlicht, hat einen Aufruf vorbereitet, durch den die Internetuser ihre Unmut gegen den Gesetzentwurf äußern können.
Die Social Media, besonders Facebook, Twitter und Google Plus, sind voll von Kommentaren und zynischen Stellungnahmen zu dem Vorhaben der iranischen Parlamentarier. Mahsa R etwa postet auf Google plus: „Eine 40-jährige Frau ist nicht in der Lage, alleine zu reisen, während einer 15-Jährigen zugemutet wird, zu heiraten und Kinder zu haben!“ Und hoooman stellt auf Twitter ironisch fest: „Ein 19 Jahre alter Junge ist in der Lage, allein einen Pass zu beantragen und eine 39 Jahre alte Frau, nicht – klingt logisch!“
FP