Ayatollah Khomeini als Pappfigur

Am 1.Februar 1979 kehrte nach fünfzehn Jahren der bis dahin im Exil lebende Ayatollah Khomeini nach Teheran zurück. Zehn Tage später siegte die iranische Revolution. Khomeinis Ankunft wird im Iran seit 33 Jahren groß gefeiert, in diesem Jahr besonders originell. Mehr dazu und zu den Reaktionen in der virtuellen Welt.
Und da ist er wieder: auf der Gangway des Flugzeugs mit seinen berüchtigten ernsten Gesichtszügen. Doch ohne Beine und Hände, von zwei uniformierten Männern auf Händen getragen: Ayatollah Ruhollah Khomeini als Pappfigur. Am Fuße des Flugzeugs stehen links und rechts Soldaten stramm, mit jeweils einer roten Rose in der Hand, um „den Revolutionsführer“ mit militärischem Zeremoniell zu empfangen. Achtsam tragen die zwei uniformierten Männer die Pappfigur die Treppe herunter, an den Soldaten vorbei in Richtung eines Autos. Die Eskorte fährt vor, und das Fahrzeug mit Khomeinis Pappfigur verschwindet gleich hinterher.
Ein historischer Moment – Khomeinis Rückkehr aus dem Exil – wird nachinszeniert, und die Fotografen verfolgen die Pappfigur auf Schritt und Tritt.
Damals, am 1. Februar 1979, war Ayatollah Khomeini direkt vom Flughafen zum Teheraner Friedhof gefahren, um als erstes den Märtyrern der Revolution seine Ehre zu erweisen. Sein Auto kam nur mühsam an den Menschenmengen vorbei. Hunderttausende waren gekommen, um den frisch eingereisten Revolutionsführer zu begrüßen.

Auch auf einer Gedenkveranstaltung in Anwesenheit des Bildungsminister Hadji Babie wurde eine Pappfigur von Khomeini aufgestellt.
Auch auf einer Gedenkveranstaltung in Anwesenheit des Bildungsministers Hadji Babaie wurde eine Pappfigur von Khomeini aufgestellt.

Seitdem werden jedes Jahr die zehn Tage zwischen Ayatollah Khomeinis Ankunft und dem Sieg der islamischen Revolution am 12. Februar 1979 als „Dahey-e Fadschr“ gefeiert. Es finden Festivals statt, am bekanntesten davon das internationale „Fadschr-Film- und Theaterfestival“. Beim diesjährigen 30. Fadschr-Festival werden Kinofilme aus dem Iran und 63 anderen Ländern gezeigt. „Begleitet wird das Festival von der Konferenz ‚Hollywoodismus‘ und dem Kongress ‚Islamisches Wissen‘, an denen viele iranische und ausländische Kinofachleute teilnehmen können“, berichtet die iranische Nachrichtenagentur MEHR. Viele Filmschaffende haben dieses Jahr das Festival boykottiert, als Reaktion auf die Schließung des „Haus des Koinos“.
Reaktionen auf die Parade
Kurz nachdem die ersten Bilder der Inszenierung von Khomeini als Pappfigur durch das Internet gingen, rollte eine Lawine der Kritik an. Das Nachrichtenportal BAZTAB bezeichnete die Fotos der Veranstaltung als „merkwürdige Bilder.“ Ein Zeichen dafür, dass selbst im konservativen Lager des Regimes die Idee mit dem Papp-Khomeini nicht gut ankam.

Fanseite auf Facebook
Einige Iraner gründeten eine „Fanseite“ auf Facebook und gaben ihr den Namen „Imam Moghawaei“, „Imam aus Pappe“. Innerhalb weniger Stunden bewerteten hunderte User die Seite mit „gefällt mir“. Das Profilbild ist natürlich Khomeinis Pappfigur. Die Pinnwand ist voll mit diversen Kommentaren. Die meisten machen sich über die Nachinszenierung lustig, zum Teil sind sie auch sarkastisch. So schreibt einer aus Teheran: „Glück gehabt, dass es heute Vormittag nicht geregnet hat, sonst wäre der ‚Imam aus Pappe‘ weich geworden, und damit wäre die Revolution gescheitert.“
Ein anderer schreibt: „Jetzt verstehe ich, warum vor kurzem die Regierung das Verkaufen von  amerikanischen Barbiepuppen verboten hat: Weil sie nämlich vorhatte, bald Khomeinis Puppe auf den Markt zu bringen.“
„Zum Narren gemacht“
Die Reaktionen in der iranischen Bloggerszene sind bunter. Die meisten bespötteln „das Theater“, es gibt aber auch ernste Töne. Der Blogger „Darazarehbin“ schreibt: „Den wahren Khomeini haben wir nicht gleich erkannt. Statt das Land aufzubauen, hat er nach seiner Ankunft nur an seine Machtfestigung gedacht.“ Und heute denkt der Blogger: „Wäre Khomeini doch nur vor 33 Jahren gar nicht gekommen!“
Der Blogger „Hamdelakan“ fasst sich kurz:  Mit dem militärischen Zeremoniell für eine Pappfigur seien sowohl das Militär als auch Imam Khomeini zum Narren gemacht worden.
Und der bekannte Karikaturist Mana Neystani nimmt das Thema auch auf und nennt seine Zeichnung “Diktator aus Pappe“.