Angriff auf regimekritische Websites

Die iranische Cyber-Army hat mehrere regimekritische Webseiten und Blogs gehackt. Damit erschwert das Regime die Berichterstattung über die Präsidentschaftswahlen weiter. Reporter ohne Grenzen kritisiert die Islamische Republik.
Dreizehn Webseiten, die „zur Front der Feinde der Islamischen Republik gehören“, seien „lahmgelegt worden“, berichtet das iranische Nachrichtenportal Mehr am 14. Juni. Die betroffenen Internetseiten und Blogs hatten die iranischen Präsidentschaftswahlen kritisiert oder zu ihrem Boykott aufgerufen. Auch das Online-Magazin Farda wurde am Freitag zeitweilig gesperrt. Die für Online-Zensur zuständige Behörde teilte mit, „vorzeitige Werbung“ für einen bestimmten Kandidaten sei der Grund für die Farda-Sperrung. Das Magazin wird dem Kandidaten Mohammad Bagher Ghalibaf zugeschrieben.
Visumsbeschränkungen für Journalisten
Wie das iranische Innenministerium am Freitag berichtete, sind 205 ausländische Journalisten und Fotografen zur Wahlberichterstattung in den Iran gereist. Zuvor hatte die iranische Botschaft in Paris mitgeteilt, etwa 1.000 ausländische Journalisten hätten dafür Visa beantragt. Ob die Zahl nur die Anträge in Frankreich oder weltweit umfasst, wurde nicht erklärt. Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilte am Donnerstag die hohe Ablehnungsquote von Visumsanträgen von Journalisten. Eine Woche zuvor hatte ROG das islamische Regime bereits wegen der Bedrohung iranischer Journalisten angeprangert. Im Vorfeld der Wahlen hatten Geheimdienst und Revolutionsgarde mehrere Journalisten vorgeladen und sie dazu aufgefordert, nur regimetreue Kandidaten zu unterstützen. Mindestens drei Journalisten wurden verhaftet. Laut ROG wurden zudem die Internetüberwachung verschärft und reihenweise Webseiten geschlossen.
In den acht Jahren der Präsidentschaft Mahmud Ahmadinedschads wurden ROG zufolge mehr als 200 Zeitungen geschlossen. Über 300 Journalisten und Online-Aktivisten wurden festgenommen, gefoltert oder zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. „Iranische Mitarbeiter von Auslandssendern wie der Deutschen Welle, BBC oder Voice of America werden als bezahlte Kollaborateure westlicher Geheimdienste diffamiert“, so die Menschenrechtsorganisation. Selbst die Familien im Ausland arbeitender iranischer Journalisten seien Repressalien ausgesetzt.
Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht der Iran auf Platz 174 von 179 Ländern.
 fp