Volksbühne Basel boykottiert Teheraner Theaterfestival
Das Theaterensemble Volksbühne Basel (VBB) hat seine Entscheidung bekannt gegeben, das Theaterfestival Fajr in Teheran zu boykottieren. „Wir haben uns über die Einladung und das Interesse des Festivals gefreut. Wir werden aber nicht am Festival teilnehmen, sondern uns mit den Künstler*innen vor Ort solidarisieren und das Festival ebenfalls boykottieren“, schreibt VBB in einer Pressemitteilung. Der Boykott der iranischen Künstler*innen richte sich „gegen das menschenverachtende und radikale Regime, welches die iranische Bevölkerung mit massiver Gewalt unterdrückt“. Das Festival findet vom 15. bis zum 31. Januar in der iranischen Hauptstadt Teheran statt.
Das Ensemble solidarisiert sich „mit den mutigen Frauen im Iran und ihrem Kampf für mehr Freiheit und den Forderungen nach sofortigem Stopp aller Hinrichtungen und der Freilassung aller politischen Gefangenen.“
Das Ensemble war eingeladen, das Theaterstück „Shengal – die Kraft der Frauen“ auf dem 41. Internationalen Fadjr Theaterfestival aufzuführen. Das Stück erzählt vom Aufbruch der êzidischen Frauen im Shengal-Gebiet, dem letzten noch bestehenden Siedlungsgebiet der êzidischen Bevölkerung im Nordirak. Der sogenannte Islamische Staat (IS) fiel 2014 in das Shengal Gebiet ein, mit dem Ziel, die êzidische Bevölkerung auszurotten. Tausende Frauen wurden gefangen genommen und in die arabische Welt verkauft oder ermordet. Frauen und Männer der kurdischen Befreiungsbewegung gelang es, einen Korridor durch das vom IS besetzte Gebiet frei zu kämpfen. Dadurch konnten an die 250.000 êzidische Frauen, Männer und Kinder flüchten.
Nach Angaben von Anina Jendreyko, der Regisseurin des Stückes, hat die Rettung innerhalb der êzidischen Bevölkerung einen intensiven innergesellschaftlichen Diskurs ausgelöst. Die bis dahin nach innen orientierte und patriarchal strukturierte Gesellschaft befinde sich seitdem in einer tiefgreifenden Veränderung. Im Mittelpunkt stünden die êzidischen Frauen, sie seien der Motor des gesellschaftspolitischen Aufbruchs: „Die Inszenierung ‚Shengal – die Kraft der Frauen‘ spiegelt ein zeitgeschichtliches Zeugnis eines Aufbruchs wider, der weit über den Shengal hinaus reicht und von der Selbstermächtigung der Frauen spricht“, so Jendreyko.
Das Theaterfestival sowie das Filmfestival Fajr werden dieses Jahr von den regime-unabhängigen iranischen Theater- und Filmschaffenden boykottiert. Das Sekretariat des 41. Fajr-Filmfestivals gab die Verschiebung der Bekanntgabe von Namen der Filme in der Sektion Wettbewerb bekannt. Die Liste dieser Filme sollte am Donnerstag, dem 5. Januar, veröffentlicht werden. Ohne den Boykott des Festivals durch viele Kunst- und Kulturschaffende zu erwähnen, heißt es in der Ankündigung: „Aufgrund der Bedingungen des Landes in den vergangenen Monaten, die die Produktion von Filmen verzögerten, wurde die Lieferzeit der endgültigen Versionen der Filme verlängert.“♦
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