Verwunderung über Khameneis Verhalten bei Haniyehs Totengebet
Zahlreiche Nutzer*innen und politische Aktivist*innen haben in den sozialen Medien auf die „ungewöhnlichen Blicke“ von Ayatollah Ali Khamenei während des Totengebets für Hamas-Anführer Ismail Haniyeh in Teheran aufmerksam gemacht. Die Zeremonie am Donnerstag, den 1. August, an der Universität Teheran wurde live im staatlichen iranischen Fernsehen übertragen. Während des Gebets blickte sich Khamenei mehrmals besorgt um und nach oben. Haniyeh, hochrangiger Führer der Terrororganisation Hamas, war in den frühen Morgenstunden des 31. Juli durch einen Angriff in Teheran ermordet worden. Die Einzelheiten des Angriffs sind noch unklar. Während Iran und die Hamas Israel dafür verantwortlich machen, hat sich die israelische Regierung bisher dazu nicht geäußert.
Khamenei seems concerned looking at the sky during his prayer for Hamas leader Ismail Haniyeh in Tehran. pic.twitter.com/nT2Hiut9PR
— Parham Ghobadi (@BBCParham) August 1, 2024
Nutzer*innen auf Plattformen wie Twitter und Instagram interpretierten Khameneis Blicke als Ausdruck seiner Besorgnis über mögliche weitere Angriffe. Einige oppositionelle Nutzer*innen verwendeten spöttisch den Begriff „Mossadophobia“ – Angst vor dem israelischen Geheimdienst Mossad -, um die offensichtliche Angst des Obersten Führers der Islamischen Republik vor weiteren vermeintlich israelischen Angriffen zu beschreiben. Die Ermordung Haniyehs in Teheran hat eine Debatte über die Unfähigkeit der Sicherheits- und Geheimdienste der Islamischen Republik zur Aufrechterhaltung der Sicherheit ausgelöst.
This is what Mossadophobia looks like, folks😂😂#Haniyeh #هنية pic.twitter.com/zPKk1w8nQp
— 𓄂✺Yaar – يار دبستانی🎗️ (@YaarDabestaani) August 1, 2024
Die Nachrichtenagentur Fars, die den Revolutionsgarden (IRGC) nahesteht, erklärte, dass die Blicke Khameneis auf die Überdachung des Gebetsbereichs der Universität zurückzuführen seien, die derzeit renoviert werde und daher seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen habe.
Regimegegner*innen sehen die unsichere Lage in der Islamischen Republik als Ergebnis von Korruption und Inkompetenz an: Die Sicherheitsdienste konzentrierten ihre Ressourcen auf die Verfolgung von Journalist*innen und politischen Aktivist*innen und vernachlässigten dabei echte Sicherheitsbedrohungen. Anhänger*innen des Regimes äußern ebenfalls Besorgnis und glauben, dass Israel die iranischen Sicherheits- und Geheimdienste infiltriert habe. Sie fordern ein hartes Vorgehen gegen vermeintliche „Agenten Israels“ im iranischen Sicherheitsapparat.
Anhänger*innen des Reformer-Lagers, das kürzlich den Sieg bei den Präsidentschaftswahlen feierte, machen die vorherige Regierung für das Versagen der Sicherheitsdienste verantwortlich.
Foto: IRIB
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