Stadtrat schließt Verlagsbüro

Der Stadtrat von Teheran hat am Mittwoch das zweite Büro des Verlags „Roshangaran and Women Studies“ versiegeln lassen. Das meldete das persischsprachige Nachrichtenportal Tabnak am Wochenende. Stadtverantwortliche haben dem Bericht zufolge der Leiterin des Buchverlags, Shahla Lahiji, anschließend mitgeteilt, dass zwischen zwei Vertriebsbüros eines Verlages eine Entfernung von mindestens zwei Straßenkreuzungen liegen müsse. Laut Lahiji hat diese Aussage jedoch keine gesetzliche Grundlage. Die Verlegerin wirft dem Stadtrat vor, Buchverlagen generell „Steine in den Weg“ zu legen: „In den meisten Länder der Welt werden Verlage als kulturfördernde Einrichtungen unterstützt. Hier werden wir aber ständig mit Problemen belastet“, so Lahiji.

Die 72-Jährige hat den Buchverlag „Roshangaran and Women Studies“ vor 30 Jahren gegründet und arbeitet auch als Literaturübersetzerin. Aus Protest gegen „Einschränkungen bei Veröffentlichungen im Iran“ hatte Lahiji die diesjährige 27. Internationale Buchmesse, die Ende April 2014 in Teheran stattfand, boykottiert. Der Nachrichtenagentur ISNA sagte sie damals, dass sie bereits ein Jahr lang auf die Genehmigung zur Veröffentlichung von 34 Büchern durch das Kulturministerium warte. Zudem kritisierte Lahiji, dass die von Präsident Hassan Rouhani versprochenen Verbesserungen im Literaturbetrieb nicht eingetreten seien. Im Iran müssen VerlegerInnen für die Veröffentlichung ihrer Bücher eine Druckgenehmigung beim Kulturministerium beantragen. Dort werden die Texte zuvor  kontrolliert und zensiert.

(fh)