Scheidungsvermittler zocken ab

In Teheran soll es Scheidungsvermittler geben, die Ehepaaren versprechen, ihren Scheidungsprozess zu beschleunigen, und dafür zwischen fünf und 40 Millionen Tuman – 1.000 bis 8.000 Euro – verlangen. Das berichtete die iranische Tageszeitung Shargh am Donnerstag. Genauere Angaben über die Vermittler und deren Rolle in gerichtlichen Scheidungsprozessen machte die Zeitung nicht. Laut Shargh hat jedoch ein Anwalt die Information bestätigt. Nach seiner Aussage könnten Scheidungsprozesse so innerhalb einer Woche abgeschlossen werden. Die Höhe der Provision hinge davon ab, wie einig sich die scheidungswilligen Paare seien, so Shargh.

Laut Angaben des iranischen Registrierungsamts wurden von April bis September allein in Teheran 54.456 Ehen geschlossen. Damit sei die Heiratsrate gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr um 13,4 Prozent gestiegen. Gleichzeitig haben sich in der genannten Zeit 18.400 Teheraner Ehepaare scheiden lassen. Das entspricht einem Zuwachs von 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und bedeutet, dass jede dritte Ehe in Teheran geschieden wurde.

Der iranische Staat versucht gegen die ansteigende Scheidungsrate anzugehen. Im Juni 2015 ging die staatliche Online-Heiratsvermittlungsbörse „Hamsan Gozini“, deutsch „Suche nach Gleichgesinnten“, an den Start, die junge Menschen zum Heiraten motivieren soll. Offiziellen Angaben zufolge sind mehr als elf Millionen IranerInnen im heiratsfähigen Alter Singles.

(fh)