Kein Kopftuch: Schachmeisterin aus Nationalmannschaft ausgeschlossen

Schach-Großmeisterin Mitra Hedjazipour ist nicht mehr Mitglied der Nationalmannschaft des Iran. Das teilte der Schachverband der Islamischen Republik am Donnerstag mit. Die Spielerin sei ausgeschlossen worden, da sie bei den Weltmeisterschaften im Schnell- und Blitzschach im Dezember 2019 in Russland ohne Kopftuch gespielt habe.

Die Kleidervorschriften des islamischen Regimes gelten für iranische Sportlerinnen auch im Ausland. Dies ist das erste Mal in der Geschichte der Islamischen Republik, dass sich eine Sportlerin bei einem offiziellen Wettbewerb nicht daran hält.

Der Chef des iranischen Schachverbandes, Mehrdad Pahlevan, bestritt allerdings, dass Hedjazipour offiziell vom Verband zu den Meisterschaften in Russland geschickt worden sei. Sie habe auf eigene Faust teilgenommen, zitierte ihn die staatliche Nachrichtenagentur Fars am Donnerstag. Die Asienmeisterin lebt seit einiger Zeit in Frankreich.

Ende Dezember hatte Fars über die Ergebnisse der iranischen Teilnehmer*innen bei der WM, die vom 25. bis 30. Dezember in Moskau stattfand, berichtet. In dem Bericht war Hedjazipour als „Vertreterin des Landes“ bezeichnet worden.

Es ist das dritte Mal in den vergangenen Wochen, dass iranische Schachspieler*innen für Schlagzeilen sorgen. Zuerst spielten die Nationalspieler Parham Maghsoodloo und Amin Tabatabaei bei einem Blitzschachturnier in Spanien gegen den Israeli Ido Gorshtein. Gegen israelische Kontrahenten dürfen iranische Sportler*innen nicht antreten, da dies in den Augen der Islamischen Republik die Anerkennung der Existenz des Staates Israel bedeuten würde.

Da auch an den Weltmeisterschaften in Moskau Sportler aus Israel teilnahmen, hat der iranische Schachverband die Herrennationalmannschaft nicht zum Wettbewerb geschickt. Daraufhin wandte sich das 16-Jährige Ausnahmetalent Alireza Firouzja von der iranischen Nationalmannschaft ab und trat in Moskau unter der neutralen Flagge des Schachweltverbandes FIDE an. Die iranischen Schachspielerinnen durften an der WM in Moskau teilnehmen, weil Israel beim Frauenwettbewerb nicht vertreten war.

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