Enger Vertrauter Khameneis unter Korruptionsverdacht

Korruptionsaffären in der Islamischen Republik Iran nehmen zu. Mitte März musste  der Geistliche Mohammad Mossadegh, erster Stellvertreter des Justizchefs, wegen der Verwicklung seiner Söhne in einer Korruptionsaffäre seinen Posten räumen, nun steht ein anderer hochrangiger Geistliche im Fokus der Öffentlichkeit. Kazem Saddiqi werden die illegale Inbesitznahme eines Grundstücks im Wert von etwa 1.000 Milliarden Toman, mehr als 15 Millionen Euro, und das unrechtmäßige Kassieren von Mieten für ein Hotel vorgeworfen. Der Geistliche ist ein enger Vertraute des Führers der Islamischen Republik Iran Ali Khamenei.

Laut iranischen Medien ist der Besitz eines ca. 4.200 Quadratmeter großen Grundstücks im Norden Teherans auf die Firma Peyrovane anidsheh-haye qaem übergangen. Diese Firma gehört Kazem Saddiqi und seinen Söhnen. Außerdem kassiere Saddiqi die Miete des Jahan-Hotels in der Pilgerstadt Maschhad, das einer religiösen Stiftung gehöre, deren Chef Saddiqi sei.

Die Information über das Grundstück hatte zuerst der bekannte Investigativ-Journalist Yashar Soltani am 13. Februar in seiner Homepage bekanntgegeben. Welche Summe die neuen Besitzer für das Grundstück bezahlt haben, ist bisher unbekannt. Die Miete des Hotels betrage laut Soltani eine Milliarde Toman (etwa 15.000 Euro) im Monat.

Am 17. März veröffentlichte Soltani die Nachricht über die Hoteleinnahmen ebenfalls auf seiner Homepage und schrieb dazu, da der Staat anscheinend nicht beabsichtige, gegen Saddiqi vorzugehen, werde er weiterhin über die Einnahmen von Saddiqis Familie recherchieren und die Öffentlichkeit benachrichtigen.

Der Geistliche hat in einem Brief an den Teheraner Staatsanwalt erklärt, dass er von der Übertragung des Grundstücks auf seine Firma nicht gewusst habe. „Eine Person“ seines Vertrauens habe seine Unterschrift gefälscht. Diese Person sei „für die Durchführung der administrativen Registrierung eines Kulturzentrums für Jugendliche“ zuständig gewesen, das auf dem Grundstück gebaut werden sollte. Doch sie habe das Grundstück auf die Firma übertragen.

Saddiqi hat bisher auf direkten Befehl von Ali Khamenei wichtige Posten bekleidet, unter anderem ist er derzeit Leiter der Institution „Gebieten des Rechten und Verbieten des Verwerflichen“, die dafür zuständig ist, Bürger:innen im öffentlichen Raum auf ihre religiösen Pflichten hinzuweisen. Er ist außerdem Freitagsprediger der Hauptstadt Teheran. Khamenei hatte ihn auch eine Weile zum Inspekteur zur Kontrolle der Justiz ernannt.

Die Nachricht über eventuelle Unterschlagungen durch eine der schillerndsten Persönlichkeiten des islamischen „Gottesstaats“ sowie dessen Stellungnahmen dazu schlagen in den sozialen Netzwerken große Wellen. Selbst Anhänger des Regimes äußern sich empört, allerdings stets mit dem Zusatz: „Sollte die Nachricht stimmen“.

Saddiqi hat sich in den vergangenen Jahren durch seine Äußerungen zum „göttlichen Auftrag“ von Khamenei einen Namen gemacht. Zuletzt beschwor er, dass das Staatsoberhaupt durch „höhere Mächte“ zum Führer der Islamischen Republik auserwählt worden sei und „prophetische Aufgaben“ habe. Er selbst sei Zeuge gewesen, wie Imam Mahdi, der schiitische Messias, Ali Khamenei empfangen habe. Diese Äußerungen stießen auch unter Gläubigen auf Kritik.

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