Italienische Journalistin in Teheran verhaftet: „Willkürlich und zur Erpressung“
Zwei Organisationen zum Schutz von Journalist*innen haben die Verhaftung der italienischen Journalistin Cecilia Sala in Teheran als „willkürlich“ und „Mittel zur Erpressung“ kritisiert. Internationale Medien weisen darauf hin, dass die Verhaftung nur wenige Tage nach der Festnahme eines iranischen Staatsbürgers in Italien erfolgte.
Verhaftung ohne Anklage
Das italienische Außenministerium bestätigte am 27. Dezember, dass die 29-jährige Journalistin und Podcasterin Cecilia Sala seit dem 19. Dezember in Teheran in Einzelhaft festgehalten wird. Sala war mit einem gültigen Visum nach Iran gereist, um Reportagen zu erstellen. Bislang wurde keine offizielle Anklage gegen sie erhoben. Die iranischen Behörden haben sich bisher nicht zu ihrer Verhaftung geäußert.
Willkür und Erpressung
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilte die Verhaftung als „willkürlich“ und forderte die sofortige Freilassung der Journalistin. Die Organisation wies darauf hin, dass Sala trotz gültigen Visums ohne rechtliche Grundlage festgenommen worden sei.
Auch die International Federation of Journalists (IFJ) kritisierte die Verhaftung scharf. Der Generalsekretär der IFJ, Anthony Bellanger, erklärte: „Wir bedauern zutiefst, dass Iran ausländische Journalist*innen inhaftiert, um Druck auszuüben. Cecilia Sala ist das jüngste Opfer dieser schrecklichen Praxis.“
#Iran🇮🇷: IFJ calls on Iranian authorities to release Italian journalist @ceciliasala. “We deplore Iran’s tactics of imprisoning foreign journalists in order to get something in return. Our colleague must be released now,“ @abellanger49. @FnsiSocial https://t.co/jpH1wfrCXo
— IFJ (@IFJGlobal) December 27, 2024
Zusammenhang mit Verhaftung eines Iraners in Italien?
Internationale Medien stellen einen möglichen Zusammenhang mit der Verhaftung des iranischen Staatsbürgers Mohammad Abedini in Italien her. Abedini wird von den USA beschuldigt, Technologien für Drohnen an Iran geliefert zu haben, die bei einem Angriff auf eine US-Basis in Jordanien eingesetzt wurden.
Das Wall Street Journal bezeichnet die Verhaftung von Sala als Teil einer „üblichen Taktik autoritärer Regime“, bei der ausländische Staatsbürger*innen als Druckmittel gegen westliche Länder eingesetzt würden. „Iran ist Vorreiter bei der Anwendung willkürlicher Verhaftungen von Ausländer*innen zur Erpressung von Zugeständnissen“, so die Zeitung.
Die New York Times und die Financial Times betonen, dass diese Methode auch in früheren Fällen angewandt worden sei, etwa um Gefangenenaustausche oder andere politische Zugeständnisse zu erzwingen.
Unterstützung für Sala
Cecilia Sala ist Produzentin des populären Podcasts „Storie“ und Journalistin der italienischen Zeitung Il Foglio. Claudio Cerasa, Chefredakteur von Il Foglio, schrieb in einer Erklärung: „Journalismus ist kein Verbrechen, auch nicht in Ländern, die grundlegende Freiheiten wie die Pressefreiheit unterdrücken.“
Il giornalismo non è un crimine. Riportiamo a casa Cecilia Sala https://t.co/eiMuo4eoOs # via @ilfoglio_it
— Claudio Cerasa (@claudiocerasa) December 27, 2024
Nach Angaben des italienischen Außenministeriums durfte Sala seit ihrer Festnahme zweimal mit ihrer Familie telefonieren. Am vergangenen Freitag konnte der italienische Botschafter in Teheran sie besuchen.
Foto: Giffoni_Experience