Iranische Tourismusbranche: „Das Land wird vergessen“

Internationale Reisebüros böten den Iran nicht mehr als Reiseziel an. Das sagte der Vorsitzende des iranischen Tourismusverbandes, Ibrahim Pourfaraj, in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur ISNA. „Wenn es so weitergeht, wird der Name Iran endgültig von der Liste der Reiseziele verschwinden“, so Pourfaraj weiter.

Die Zahl der Tourist*innen, die in den Iran reisten, sei massiv gesunken. Die aus dem Irak in den Iran reisenden Pilger*innen dürfe man auch dann nicht als Tourist*innen zählen, wenn sie neben der Pilgerfahrt noch einige Tage im Land verbrächten. Pourfaraj sieht der Beginn der Branchenkrise im Jahr 2019. Vier Jahre später könnten viele Unternehmen der Branche nicht mehr auf eigenen Füßen stehen und bräuchten staatliche Hilfe. 

Was 2019 zum Beginn der Tourismuskrise führte, erklärte der Verbandsvorsitzende nicht. Im November 2019 war es zu blutig niedergeschlagenen Protesten gegen das iranische Regime gekommen, die von einer Erhöhung der Benzinpreise und weiteren Preissteigerungen ausgelöst worden waren und von einem langen Internet-Shutdown begleitet wurden. Im Januar 2020 hatte die iranische Revolutionsgarde dann nach eigenen Angaben „aus Versehen“ ein ukrainisches Passagierflugzeug kurz nach dem Abflug in der Nähe von Teheran mit zwei Raketen abgeschossen. Dabei waren 176 Menschen ums Leben gekommen, zum Teil kanadische und europäische Staatsbürger*innen. Auch dieses Ereignis führte zur Abschreckung von Tourist*innen.

Außerdem warnen viele westliche Staaten ihre Bürger*innen vor Reisen in den Iran oder fordern sie sogar auf, das Land zu verlassen. Auch das Auswärtige Amt in Deutschland hat eine Reisewarnung für den Iran erlassen, in der es heißt, für deutsche Staatsangehörige bestehe „die konkrete Gefahr, willkürlich festgenommen, verhört und zu langen Haftstrafen verurteilt zu werden“. Vor allem Doppelstaatler*innen, die neben der deutschen auch die iranische Staatsangehörigkeit besitzen, seien gefährdet. In jüngster Zeit ist es im Iran zu einer Vielzahl willkürlicher Verhaftungen ausländischer Staatsangehöriger gekommen.

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