30 Prozent der Iraner*innen verzichten wegen steigender Preise auf Medikamente
Die rasant steigenden Preise für Medikamente in Iran haben zu einem dramatischen Rückgang der Käufe geführt. Nach Angaben des iranischen Apothekerverbands verzichten rund 30 Prozent der Kund*innen in Apotheken auf den Kauf nötiger Medikamente. Der Preisanstieg und die daraus resultierende wirtschaftliche Belastung führen zu wachsendem Unmut in der Bevölkerung.
Steigende Preise und vermeintliche Sanktionen
Hadi Ahmadi, Vorstandsmitglied des Apothekerverbands, erklärte am 26. Januar gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA, die Preise für bestimmte Medikamente hätten „einen Schock ausgelöst“. Er kritisierte: „Warum sollten Menschen auf Medikamente verzichten müssen, weil sie sie sich nicht leisten können?“
Die Kostenexplosion wird vor allem auf den Wechselkurs zwischen der iranischen Währung Rial und dem US-Dollar sowie die Abhängigkeit Irans von importierten Wirkstoffen zurückgeführt. Berichte zeigen, dass Iran weiterhin Medikamente aus Ländern wie den USA, der Schweiz, Frankreich, Großbritannien, Südkorea, Japan und sogar der Ukraine importiert, obwohl Behauptungen des Regimes zufolge der Import von Medikamenten erschwert bis unmöglich geworden sein soll.
Dennoch steigen die Preise unaufhörlich. Laut Shahram Ghafari, stellvertretender Leiter einer der zwei großen staatlichen Krankenkassen Irans, hat die staatliche Organisation für Lebens- und Arzneimittel die Preise deutlich über die vorgesehenen 20 Prozent hinaus erhöht. Dies habe die finanzielle Belastung der Bevölkerung massiv verstärkt.
Fehlende Unterstützung durch Versicherungen
Der Vizepräsident des Apothekerverbands, Ali Fatemi, kritisierte, dass Versicherungsunternehmen lediglich 12 bis 13 Prozent der Kosten für Medikamente übernehmen würden. Der Rest müsse von den Patient*innen selbst bezahlt werden. Die Versicherer machen die Schulden des Staates und die rapide steigenden Kosten im Gesundheitssektor für die Krise verantwortlich.
Ein Beispiel dafür lieferte kürzlich der Leiter der zweiten staatlichen Krankenversicherung, der erklärte, dass die Kosten im Gesundheitssektor um 60 Prozent gestiegen seien, während die verfügbaren Mittel lediglich um 36 Prozent zugenommen hätten.
Warnungen vor Kollaps der Pharmaindustrie
Die Iranische Apothekervereinigung warnte in einem offenen Brief vor einer möglichen „Zerschlagung“ des Pharmaindustrie des Landes. Der Apotheker Alireza Azani betonte, dass viele Pharmaunternehmen mit lediglich 30 bis 40 Prozent ihrer Kapazität arbeiteten und die Versicherungen die Forderungen der Pharmaunternehmen erst nach über 400 Tagen begleichen könnten. Dies habe zu einem kritischen Mangel an Liquidität und einer weiteren Verschärfung der Medikamentenknappheit geführt.
Trotz der Behauptung der Zentralbank, dass in diesem Jahr 3,4 Milliarden US-Dollar für den Import von Medikamenten bereitgestellt worden seien, zeigt die Handelskammerstatistik, dass der tatsächliche Importwert nur rund eine Milliarde Dollar betrug. Dies wirft Fragen über die Transparenz und Effizienz der staatlichen Maßnahmen im Gesundheitssektor auf.
Fotos: Kaipress
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